Dancing with the Stars 2016 Staffel 23: Ein persönlicher Rückblick

von: | aktualisiert am: 25.04.2017
Dancing with the Stars - Foto: (c) Julien Christ / pixelio.de

Dancing with the Stars – Foto: (c) Julien Christ / pixelio.de

Dancing With The Stars 2016, die US-Variante der weltweit beliebten TV-Tanz-Show, ist zu Ende. Hier ein Rückblick auf die DWTS Staffel 23. Genauer gesagt ist es nämlich die Herbst-Staffel von Dancing With The Stars, denn in den USA gibt es je eine Ausgabe von DWTS im Frühjahr und eine im Herbst, im 11. Jahr nun schon.

Eigentlich war in der 23. Staffel der populären Show wieder alles drin, was man sich wünscht. Zum Beispiel mit Laurie Hernandez, gerade 16 Jahre alt und Goldmedaillengewinnerin in Rio mit den US-Turnerinnen, die jüngste DWTS-Siegerin aller Zeiten und eine, der die Herzen zuflogen. Oder dem kanadischen Rennfahrer James Hinchcliffe, an seiner Seite Profitänzerin Sharna Burgess, ein unerwartet starker Mitfavorit den anfangs wohl niemand auf dem Zettel hatte. Auch NFL-Rekordspieler Calvin Johnson mit Lindsay Arnold trug seinen Teil zum ersten Finale bei, in dem ausschließlich Sportler standen. Keine Berufsgruppe stellt bei DWTS mehr Sieger und Hochplatzierte als die NFL. Irgendwas haben diese charismatischen Hünen an sich (Das heißt nicht etwa, dass sie nur aufgrund der Popularität ihres Sports regelmäßig so weit vorne landen. Sie sind eben z.B. auch hartes Training gewohnt.).

Es gab tolle Shows mit musikalischen Gästen wie Pitbull und FloRida, spektakuläre Tänze, Höhen und Tiefen, die Rückkehr einiger Publikumslieblinge unter den Tanz-Profis und wie immer von allem ein bisschen mehr als anderswo.

Dancing With The Stars des US-TV-Senders ABC ist die Schwester-Sendung von Strictly Come Dancing in der BBC, Let’s dance auf RTL und Dancing Stars im ORF. Unser Leser DMD ist ein glühender Fan der Tanz-Show und hat diesen Text geschrieben, damit auch Salsango-Leser Anteil haben können, die diese Show nicht so regelmäßig verfolgen (können).

Machen wir also die Wundertüte DWTS mal auf:


Wie war Dancing With The Stars 2016 im Herbst 2016?

Die ersten Wochen DWTS 23

Zum Aufgalopp in Woche 1 gingen 13 Paare gingen an den Start, ausscheiden musste noch niemand, und zwei Teilnehmer legten einen Traumstart hin. Rückblickend verwundert es wenig, dass das die später erst- und zweitplatzierten Laurie Hernandez und James Hinchcliffe waren, aber so selbstverständlich wie es jetzt aussieht war’s nicht. Zwei weitere Mitfavoriten brachen erst später aus dem breiten Mittelfeld aus, und einige weckten mit ihrem Debüt Erwartungen, an denen sie später scheitern sollten. Einer sorgte mit seinem Auftritt für eine Schrecksekunde und einen handfesten Skandal. Darauf komme ich später noch. Die übrigen Kandidaten stelle ich in der Reihenfolge ihres Ausscheidens vor.

In Woche 2 war die Show war als TV-Night schon die erste der zahlreichen Motto-Shows; hier rund um auch bei uns bekannte Fernsehserien aus mehreren Jahrzehnten. Einer muss der Erste sein; und so war für Teenie-Star Jake T Austin schon wieder Schluss. Schade auch für Jenna Johnson, gerade erst von der Troupe (zusätzliche Profis z.B. für die Eröffnungsnummern, Werbepausen und als Hintergrundtänzer für die Teilnehmer) in den Kreis der Aktiven befördert. Oft aber erwischt es eben zuerst die Profi-Neulinge; auch war Jake wohl durch die ungewohnte Live-Atmosphäre zu sehr verunsichert. Jennas große Stunde sollte aber später noch kommen.

Woche 3 von DWTS war dann die Endstation für den texanischen Ex-Gouverneur Rick Perry und Emma Slater. Das war eher zu erwarten, als das frühe Aus von Jake und Jenna, ist aber ebenfalls eher dem Promi anzulasten. Nicht jeder Berufspolitiker verkauft sich so gut wie derzeit Ed Balls in der aktuellen Staffel von Strictly Come Dancing – vom Tanzen schweigen wir in beiden Fällen lieber. Für Emma sollte die Show aber noch eine versöhnliche Wendung nehmen: Ihr Freund und Kollege Sasha Farber machte ihr später vor laufender Kamera einen Heiratsantrag.

Eine Premiere gab es in der 4. Woche. Erstmals wurde eine Motto-Show in Zusammenarbeit mit Cirque du Soleil produziert. Alle Tänze basierten auf deren Produktionen und wurden z.T. auch von Original-Artisten untermalt. Am Ende dann die erste wirklich dicke Überraschung: nach vielversprechendem Start der Absturz von R&B Musiker Kenny „Babyface“ Edmonds und Allison Holker. Gemeinerweise gibt es bei DWTS gelegentlich Double Eliminations, und- Ironie des Schicksals- es erwischte gleichzeitig einen Musikerkollegen, Rapper Vanilla Ice mit Partnerin Witney Carson. Womit wieder einmal bewiesen wäre, dass selbst versierte Künstler mit Bühnenerfahrung nicht vor den besonderen Tücken dieser Tanzshows gefeit sind, aber auch, dass in einem starken Feld jeder Fehltritt der letzte sein kann.

Den Titel Most Memorable Year trug die Show in Woche 5. Die Stars berichten von einschneidenden Erlebnissen, wie sie diese verarbeitet haben, und die Tänze nehmen Bezug darauf. Das hat Tradition und wird von manchen Zuschauern als „Woche der Tränendrüsen“ verspottet. Ich finde das unfair, denn erstens gehört auch dazu Mut, und zweitens sind es nicht nur traurige Geschichten. Manche lassen einen einfach nur staunen.

Ich greife die für viele bemerkenswerteste mal als Beispiel heraus. Es ist die von James Hinchcliffe, als Rennfahrer der IndyCar Series (US-Pendant der Formel 1) wenn überhaupt nur Motorsportfans ein Begriff und vor gerade eineinhalb Jahren ohne eigenes Verschulden Opfer eines Rennunfalls. Bei ca. 350 km/h brach die Vorderradaufhängung, eine Spurstange riss ab, durchschlug das Cockpit und durchbohrte seinen Unterleib. Der Wagen krachte in die Bande, drehte sich mehrfach und fing Feuer. Auf dem Weg ins Krankenhaus war der Blutverlust so groß, dass das gesamte Blut dreimal ersetzt wurde. Kurz vor dem OP dann Herzstillstand; Überlebenschance laut Notarzt eigentlich Null. Ein Jahr später fuhr er wieder Rennen, und nun also DWTS.

Auch seine Partnerin Sharna Burgess war fassungslos, wie selbstverständlich er damit umgeht: „James begreift gar nicht, was für ein medizinisches Wunder er ist. Vor 18 Monaten brauchte er jemanden, der ihm das Laufen wieder beibringt, und jetzt geht der hin und meistert einen Tanz nach dem anderen.“ Auf sein unerwartetes Talent angesprochen, meinte er lakonisch: „Ich bin selbst überrascht. Schließlich verdiene ich mein Geld eigentlich im Sitzen.

Mit Woche 6 und der beliebten Latin Night (klar, was da getanzt wurde) begann die zweite Hälfte der Staffel. Spätestens jetzt trennte sich die Spreu vom Weizen und man bekam eine Ahnung, wer da neben Laurie und James das Finale im Visier hatte. Das Feld räumen mussten TV-Star Amber Rose (deren auffallendes Äußeres und freizügige Ansichten sicher nicht jedermanns Geschmack waren) und Rückkehrer Maksim Chmerkovskiy, der eigentlich seit dem Gewinn von Staffel 18 mit Meryl Davis im „Ruhestand“ war. Er nahm’s locker- schließlich sieht er ja auch in Kürze Vaterfreuden mit seiner Verlobten Peta Murgatroyd entgegen.

Era’s Night (= Epochen) in Woche 7 verlangte den Paaren ab, ihre Tänze im Stil verschiedener Jahrzehnte von den 20ern bis in die 90er stilecht umzusetzen. Schock für Sharna Burgess: Sie war während der Kostümprobe unglücklich gestrauchelt. Diagnose: Bänderanriss im schon einmal operierten Knie. Die verordneten 6 Wochen Ruhe hätten das Ende für das vielversprechende Paar bedeutet. Kollegin Jenna Johnson sprang erstmal für sie ein. Ende war aber zunächst für Maureen Mc Cormick (aus der TV-Serie The Brady Bunch; lief hier unter dem Titel Drei Mädchen Und Drei Jungen- die Älteren erinnern sich vielleicht) und Artem Chigvintsev.

In Woche 8 hatte sich das Teilnehmerfeld etwa halbiert, und die verbleibenden 7 Paare durften nach Herzenslust gruselig sein: Halloween stand auf dem Plan. Die späteren Finalisten möchte ich besonders erwähnen. Laurie und Val legten mit 30 Punkten ordentlich vor, auch wenn Lauries Wiener Walzer nach Motiven von „Charlie und die Schokoladenfabrik“ für den Anlass von Val fast „zu süß“ angelegt war. Calvin und Lindsay konterten mit einem herrlich schrägen Quickstep zu „Dr. Bones. “ Was konnte James ohne seine verletzte Partnerin ausrichten? Sharna choreographierte einen Wiener Walzer für Harley und den Joker aus Batman. James bewies mit Ersatzpartnerin Jenna dass er wirklich Tanzen gelernt hatte und holte sich ebenfalls die volle Punktzahl. Die Internetaufrufe für diese Nummer gingen schon kurze Zeit später durch die Decke. 900.000 aufrufe sind es bis heute:

Ausgeschieden: Ryan Lochte und Cheryl Burke. Lochte, US-Olympiateilnehmer mit der Schwimmstaffel, machte in Rio eher durch eine Eskapade an einer Tankstelle in angesäuseltem Zustand Schlagzeilen und musste die Spiele vorzeitig verlassen- man erinnert sich vielleicht. Er war es auch, der in Show 1 einen Tumult auslöste, bei dem Demonstranten die Tanzfläche stürmten und erstmals seit Bestehen der Sendung die Security eingreifen musste. Die Teilnahme war offensichtlich zwecks Imagekorrektur vom Management verordnet. Cheryl Burke, wie Maks auf vielfachen Wunsch nach ihrem Rücktritt in Staffel 19 wieder dabei, brauchte ihre ganze Erfahrung für diese undankbare Aufgabe. Tatsächlich wurde Ryans ernsthaftes Bemühen nach respektablen 8 Wochen zum Abschied mit großem Applaus honoriert- Mission erfüllt. Erwähnt werden muss auch noch dass ausgerechnet Val, eigentlich ein alter Hase, in dieser Phase einen mentalen Tiefpunkt hatte. Es mag Erschöpfung gewesen sein, weil er bis kurz vor Beginn der Staffel mit seinem Bruder auf 50 Städte Tour war. Vielleicht spürte er auch den Druck, dass man von ihm den Sieg mit America’s Sweetheart offenbar erwartete. Jedenfalls wurde er vor der Kamera ziemlich emotional.

In der Show in Woche 9 wurde Showstoppers Night ausgerufen, zu übersetzen vielleicht mit Glanznummern. Thematisch ging es um Musicals von Cats bis Chicago. Gehen mussten am Ende Marilu Henner und mit ihr als letzter der zurückgekehrten Helden Derek Hough. Marilu, mittlerweile 64, hatte ihre größte Popularität in den 70ern mit der TV-Serie Taxi (es gab davon eine deutsche Adaption mit Senta Berger als „schnelle Gerdi.“) Sie machte es Derek nicht leicht: fehlerfrei in den Proben, Patzer bei den Auftritten. Mit einem anderen Profi wäre sie wohl kaum so weit gekommen…

Das Halbfinale von DWTS 2016 Herbst-Staffel

Wir sind mittlerweile in Woche 10, und es wird Zeit, etwas mehr ins Detail zu gehen. Erst hier im Halbfinale war Endstation für die Schauspielerin Terra Jole, eine wirklich bemerkenswerte Frau. DWTS war schon immer offener (und sein Publikum toleranter) hinsichtlich der Kandidaten als vergleichbare Shows. Die kleinwüchsige Terra zerstreute alle Bedenken, die es anfangs vielleicht gab, mit unbändiger Energie und verblüffend guten Vorstellungen – wenn auch die Jury sich manchmal schwer tat, sie fair und unvoreingenommen zu beurteilen. Profi-Partner Sasha Farber trug mit einfallsreichen, auf sie zugeschnittenen Choreos und seinem unverkrampften Umgang mit ihrer besonderen Situation dazu bei, dass Peinlichkeit gar nicht erst aufkam.

Sharna Burgess hielt es nicht mehr am Spielfeldrand. Nach zweiwöchiger Rosskur wagte sie die Rückkehr auf die Tanzfläche, um in der heißen Phase für „ihren“ James da zu sein. Eine Augenbinde als Requisit ist nicht neu- aber zum ersten Mal ließ sich eine Profitänzerin die Augen verbinden und vertraute ihrem Schützling so für alle sichtbar die Führung an. Dem wunderbaren Tango Argentino, ganz ohne Schnickschnack und mit passender Musik von Gotan Project, verweigerte nur Jurorin Carrie Ann Inaba die Höchstwertung. Sie bemängelte angebliche Unsicherheiten – nur hatte die außer ihr niemand gesehen. Die Redaktion stellte das Video dieses Tanzes als einziges nicht auf die DWTS facebook-Seite. Die Diskussion über Inabas Bewertung schlug dort trotzdem hohe Wellen.

Und es kam noch dicker: Kurz vor der Sendung verstarb Lauries Großmutter. Während sie auf ihren Auftritt wartete, musste sie einen Einspieler mit ansehen, der so zurecht geschnitten war, als wünsche ihr die Oma noch vom Totenbett viel Glück – dabei war das Interview schon Wochen vorher aufgezeichnet worden. Die amerikanischen Sehgewohnheiten sind anders, und hier wird des Öfteren dicker aufgetragen als selbst RTL sich das trauen würde. Das aber fanden selbst viele dortige Zuschauer geschmacklos. Die arme Laurie kämpfte während ihres Tanzes mit den Tränen. Unglaublich, wie sie ihren anspruchsvollen Foxtrott trotzdem gemeistert hat. Danach gab es natürlich kein Halten mehr. Was die Produzenten da geritten hat, kann man nur vermuten und möchte eigentlich gar nicht in diese Richtung denken. Jedenfalls waren Calvin und Lindsay, vor allem aber James und Sharna den Führenden zu diesem Zeitpunkt sowohl von den Punkten als auch den Sympathiewerten dicht auf den Fersen…

The Show must go on, und das tat sie mit der Trio Round. Hier wählt jedes Paar einen weiteren Profitänzer, der möglichst homogen in die Choreo integriert werden soll. Es spricht vor allem für die menschliche Qualität aller Teilnehmer, wie sie diese zweite Runde nicht etwa nur überstanden, sondern allesamt Höchstleistung ablieferten; fast als wollten sie damit die Beklemmung abschütteln. James und Sharna vertrauten wieder auf Jenna Johnson. James bekam von seiner Crew den eigenen Rennwagen auf die Bühne gestellt und gab passend dazu mit dem Jive Vollgas. Terra und Sasha holten sich Artem Chigvintsev für ihren Tango zu dritt, Country Sängerin Jana Kramer und Gleb Savchenko mit Troupe Dancer Alan Bersten zelebrierten den Paso und Lindsay Arnold bekam Verstärkung von ihrer Freundin Witney Carson, um Calvin mit einer Salsa ordentlich einzuheizen. Laurie kam zum Schluss. Val holte Bruder Maks ins Boot, und die Chmerkovskiys schafften es mit der Samba und einer witzigen Geschichte drum herum tatsächlich ihren Schützling wieder aufzuheitern. Ich muss es nochmal deutlich sagen: Die Show verdankt es ausschließlich den Teilnehmern, dass sie an diesem Abend noch die Kurve gekriegt hat.

Finale von Dancing With The Stars 2016, Staffel 23

Den vierten und letzten Startplatz in der Endrunde in Woche 11 hatte sich mit Terras Abschied also Jana Kramer erkämpft. Laurie und James mit beständig hoher Leistung sowie Calvin mit deutlicher Entwicklung über die Staffel hinweg waren dort mehrheitlich erhofft und erwartet worden. Jana lieferte nicht so konstant ab wie James und Laurie, aber das ging zum Teil auf Glebs Konto. Der war gerade von einem einjährigen Intermezzo bei SCD zurückgekehrt und wirkte manchmal etwas übermotiviert. In seinen besten Momenten war dieses Paar aber ebenfalls auf hohem Niveau. Die Endrunde begann mit der Judges Pick Round, wo nach Wahl der Jury einen bereits gezeigten Tanz möglichst verbessert werden soll. Danach durften alle ihren Freestyle zeigen, bevor die Zuschauer letztmals das Wort hatten.

Abstimmen durften übrigens diesmal nur US-Bürger. Ausgerechnet als ein Landsmann am Start war, fand sich Kanada, wo die Show auch ausgestrahlt wird, erstmals von der Abstimmung ausgeschlossen.

Die erste Runde lief für niemanden perfekt. Bei Jana waren es die Nerven, bei Calvin ein Wackler; zudem bekamen beide Abzüge für unerlaubte Hebefiguren- etwas fragwürdig in Calvins Fall, da Lindsays Füße eher unabsichtlich den Bodenkontakt verloren. Len Goodman plädierte gegen den Abzug, konnte sich aber nicht durchsetzen. Nach Sharnas Sturz in Woche 7 blieb diesmal ihr Partner in ihrem Rocksaum hängen – damit hatte die Kostümabteilung den beiden zum zweiten Mal ein Bein gestellt. Das ist für sich betrachtet schon zumindest ärgerlich. Es bekommt aber eine andere Dimension, falls die daraus resultierenden drei Punkte Abzug das Endergebnis verändert haben sollten. Laurie verfehlte das Maximum um zwei Punkte, führte die Konkurrenz aber trotzdem an.

Damit begann die oft alles entscheidende Freestyle-Runde. Um es knapp vorweg zu sagen: Calvin und Lindsay waren mitreißend, Jana und Gleb enttäuschend, Laurie und Val berührend, aber James und Sharna waren atemberaubend. Sehen wir genauer hin. Calvin ist mit Schuhgröße Elbkahn kein Filigranarbeiter, aber die clevere Lindsay stellte wie immer ganz auf seine Stärken ab. Der temporeiche Mix mit Elementen von Jive, Lindy und Akrobatik machte dem Publikum genauso viel Spaß wie den Tänzern selber. Besser hätten sie sich kaum präsentieren können.

Gleb entschied sich mit Jana für einen reinen Contemporary, der die Geschichte ihres verkorksten Privatlebens erzählen sollte. Der Funke aber sprang einfach nicht über. Von keinem Juror besser als 9, das ist für dortige Verhältnisse fast eine Ohrfeige. Gleb, zudem noch grippegeschwächt, war entsprechend angefressen. Jana selber ahnte wohl schon vorher dass die Reise hier enden würde und trug es mit Fassung. Val hatte gottseidank zu alter Stärke zurückgefunden und schenkte seiner Laurie ein Stückchen der Kindheit, die sie als Leistungssportlerin so wohl nie gehabt hatte. Das war passend, beziehungsreich und dramaturgisch durchdacht, und Laurie ging ganz darin auf.

Letzter Starter in dieser Runde: James Hinchcliffe. Sharna Burgess ging das Wagnis ein, James‘ Kampf ums Überleben nach dem Unfall -an den er selbst bis heute keine Erinnerung hat- zu vertanzen. Das hätte kitschig oder melodramatisch werden können. Stattdessen wurde es der persönlichste, faszinierendste und aufwühlendste Freestyle den ich je gesehen habe. Sharnas Meisterstück verwob Contemporary, Wiener Walzer, Tango Argentino und Paso Doble mit einer so ganz anderen Musik und einer packenden Dramaturgie zu meinem persönlichen Highlight. Hier ist das Video dazu:

Alle übrigen sind, wie üblich, über den YT Kanal von DWTS abrufbar.

Am zweiten Abend, dem eigentlichen Finale, traten zum krönenden Abschluss die großen Drei in der 24h Fusion Challenge an. Hierbei müssen zwei Tänze miteinander verwoben werden, wobei sie die Stile und die Musik erst am Abend vorher erfahren. Alle bewiesen nochmal eindrucksvoll ihre jeweiligen Stärken. Eingebettet ist das in der Herbstsaison traditionell in eine Mischung aus Shownummern mit den ausgeschiedenen Kandidaten und vorgezogener Weihnachtsfeier. Am Ende ging der 3. Platz an Calvin Johnson – Lindsay Arnold.

Als schließlich der Sieg von Laurie Hernandez und Val Chmerkovskiy verkündet wurde, war die Enttäuschung bei den Fans von James Hinchcliffe und Sharna Burgess größer als die Überraschung. Zu offensichtlich hatte die Produktion Laurie als die ideale Märchenprinzessin aufgebaut. Wir befinden uns hier schließlich mitten im Disney-Imperium. Ich persönlich hätte James als absolut sympathischen Underdog ohne jede tänzerische Vorerfahrung und Sharna als mit Abstand beste Choreographin vorne gesehen. Zudem waren sie als Paar auch harmonischer und ihre Performances hatten mehr emotionalen Tiefgang als bei der blutjungen Laurie und dem doppelt so alten Val.

Laurie Hernandez ist aber trotzdem eine würdige Gewinnerin; da hätte es der Mätzchen seitens der Produzenten gar nicht bedurft. Ein Zuschauer kommentierte das so: „Laurie war so gut, allerdings von ihren Voraussetzungen auch so im Vorteil, die hätte mit jedem Pro gewinnen können. James hat bei null angefangen und ist nur dank Sharna so gut. Die beiden hätten es verdient gehabt.“ Und ein Mitglied unseres DWTS-Forums meinte mit ungewohntem Sarkasmus: „Wir haben dieses Jahr echt Probleme, für die richtigen Leute abzustimmen. Haben es soeben zum zweiten Mal vergeigt.“ Nun ja, das ist vielleicht etwas hoch gegriffen. Jedenfalls bleibt ein Wermutstropfen und die nicht ganz neue Erkenntnis, dass in Amerika vielleicht alles etwas größer, aber letztlich nicht viel anders ist als anderswo.

Dancing With The Stars des US-TV-Senders ABC ist die Schwester-Sendung von Strictly Come Dancing in der BBC, Let’s dance auf RTL und Dancing Stars im ORF. Unser Leser DMD ist ein glühender Fan der Tanz-Show und hat diesen Text geschrieben, damit auch Salsango-Leser Anteil haben können, die diese Show nicht so regelmäßig verfolgen (können).

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