Lambada – Erfolgsgeschichte zwischen Kommerz und Erotik

von: | aktualisiert am: 3.12.2011

Lambada: Das ist Sommer, Sonne, Strand, Erotik, Tanz, eine eingängige Melodie und schöne Frauen in kurzen Röckchen mit Tanga-Slips. Was assoziiert Ihr, wenn Ihr dieses Wort hört? Um mich so recht einzustimmen, trällert hier im Hintergrund das Lambada-Video (Link unten) und schon seit der ersten Recherche zu diesem Artikel und dem Strand-Thema in Salsango immer wieder. So richtig kann man sich dem Zauber nicht entziehen. Es gibt aber so viel zu erzählen, dass ich gar nicht weiß, womit ich beginnen soll – und die wievielte Version dieses Textes das nun schon ist.

Beginnen wir mit den 1980er-Jahren und besonders im Sommer 1989: In Ost-Deutschland demonstrieren Menschen für die Freiheit; später fallen in Berlin Mauern. Der kalte Krieg, der 40 Jahre lang die Welt und die Menschen beherrscht hat, geht zu Ende. Die Pop-Musik erlebt in den 80ern eine ungeahnte Vielfalt von NDW bis Funk. Bunte Punker-Frisuren prägen die Bilder, wie turnende Damen im neonfarbenen Aerobic-Body und Schulterpolster. Miami wird mit …Vice zur sonne- und strandanimierten Modequelle. Was Sunny Crockett trägt, muss man auch haben. Moderne Musikproduktion macht es möglich, dass Songs und Platten nicht mehr nur für’s Radio oder die Bühne entstehen, sondern nur zu einem Zweck: Zum Tanzen in Diskotheken. Die Diskotheken etablieren sich zum Freizeit-Vertreib. MTV revolutioniert die Musik-Rezeption und strahlt Dank Satelliten-Technik in Aber-Millionen Haushalte. Michael Jackson erhebt den Video-Clip zum künstlerischen Produkt. Das Privat-Fernsehen und solche Radio-Stationen verändern die Medienwelt und eben hatte man in Dirty Dancing wieder entdeckt, dass man auch zu schneller Musik zu Zweit tanzen kann, was der vom Aussterben bedrohten „Tanzschule“ ein weltweites Arten-Erhaltungsprogramm beschehrt. Ein sehr kurzer und sehr unvollständiger Abriss, für den ich mich stark einbremsen musste; aber genau der Rahmen, der das Phänomen Lambada überhaupt erst möglich machte.

Da verbindet in Paris ein Musikproduzent einen brasilianischen Modetanz namens Lambada mit einer eingängigen Akkordeon-Melodie, gewinnt Partner in der Industrie (Limonade) und in den Medien (Fernsehen, Radio) und gemeinsam schickt man ein Strand-Video mit attraktiven Frauen sowie ebensolchen Männern mit nackten schlanken Oberkörpern in die Rotationsschleifen der nach immer neuen Impulsen gierenden Medienwelt. Das Ergebnis ist bekannt. Der Lambada überrollt die Welt, besonders aber Europa. In den Deutsch und Französisch sprechenden Ländern hält sich der Titel von Kaoma fast ein halbes Jahr an teilweise Top-Positionen in den Charts.

„Der Turbo-Tango war erotischer als „Flashdance“, dreckiger als „Dirty Dancing“ – und verwandelte die Deutschen in ein Heer von Möchtegern-Brasilianern“ schreibt Katja Iken auf Spiegel-Online. Gut, dass Lambada mit Tango nur eins gemeinsam hat, nämlich die Akkordeon-Melodie, die ein bekannter Tango-Musiker eingespielt hat, darf beim Spiegel schon mal schief gehen. Ansonsten ist Lambada eher im Forro zu hause. Andere dichten dem Lambada noch Merengue und Carimbo an, was ich aber schon aus geografischer Sicht (Dom. Rep., Mexico) nicht recht nachvollziehen kann. Die musikalische Ausdeutung überlasse ich aber gern engagierten Kommentatoren. Die Komponisten waren Bolivianer. Wie bei allen Lateinamerikanischen Tänzen macht’s die Mischung und um die Vaterschaft streiten je nach Blickrichtung verschiedene Jünger.

Lambada war eine Demonstration und ist nach wie vor ein Paradebeispiel, was die vereinigte Industrie zu leisten in der Lage ist, wenn sie sich dann zusammen tut. Über 30 Millionen mal soll der Song verkauft worden sein. Katholische Bischhöfe ließen sich seinerzeit dazu hinreißen, Lambada als Manifestation des Teufels an den Pranger zu stellen. Na, wenn so der Teufel aussieht, wird sich mancher nochmal überlegen, ob er nun Himmel oder Hölle vorziehen soll. Das sahen seinerzeit auch die Medien so ähnlich. Man konnte dem Lambada nicht entgehen. Der Titel wurde so oft gespielt, bis ihn keiner mehr hören konnte.

In Lateinamerika löste der Zouk Lambada ab, der ggw., mal wieder, in Europa einen Renaissance erlebt. Was nun zuerst da war, Lambada oder Zouk, weiß ich auch nicht recht. Ist vielleicht auch nicht wichtig.

Was ist nach 20 Jahren geblieben vom Lambada? Eben, der Zouk! Immer mehr Tanzschulen bieten diesen Tanz inzwischen an und auch wir haben schon vor einiger Zeit eine eigene Kategorie eingerichtet, die sich mit Brasil, Forro, Samba und Zouk beschäftigt. Dort könnt Ihr unsere aktuellesten Meldungen immer nachlesen.

Auch der String-Tanga ist geblieben, denn dieser ist seit Lambada etabliert.

Und natürlich manch schöne Erinnerung…

Weiterführende Infos zu Kaoma und Lambada:

Ausgewählte Themen im Salsango-Magazin:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert