Let’s dance 2012 – RTL’s Geschichten-stricken

von: | aktualisiert am: 17.04.2012
Stefanie Hertel bei Let's dance 2012 mit Sergiy Plyuta - Foto: (c) RTL / Stefan Gregorowius

Stefanie Hertel bei Let's dance 2012 mit Sergiy Plyuta - Foto: (c) RTL / Stefan Gregorowius

Köln. Wenn am Mittwoch, den 18. April 2012 bei RTL’s Let’s dance 2012 magische Momente (warum eigentlich „Magic Moments“?) zur 5. Show auf dem Programm stehen, sollte man vorsichtig sein, bezüglich der Geschichten, die dort „verkauft“ werden.

Die Tanzpaare tanzen nach Musik, die die Promis aus irgend einem Grund geprägt hat. Das ist ja grundsätzlich eine nette Idee – nur bei den Geschichten drum herum, sollte man nachsichtig sein und nicht alles glauben, was einem da erzählt wird.

Auslöser für diesen Artikel hier war die Geschichte von Stefanie Hertel, die ein bekennender Abba-Fan ist – hört man. Insofern ist der Tanz am kommenden Mittwoch zu Waterloo von Abba keine Überraschung. Allerdings strickt RTL eine Geschichte, die so nicht stimmen kann – und ein ziemlich falsches Bild abgibt:

In der Pressemeldung von RTL heißt es: „Ihre Mutter pflegte seit Stefanies Kindheit eine Brieffreundschaft mit einer Schwedin, die der Familie eines Tages die ersten ABBA-Platten in den Osten schickte. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Stefanie nur Schlager- und Volksmusik gehört, seitdem ist sie ein riesiger ABBA-Fan. “

Nun, würde das stimmen, hätte die arme Mutter von Stefanie Hertel wohl tief im Wald oder in einem stillgelegten Schacht von Oelsnitz oder sonstwo abgeschieden und abseits jeglicher Zivilisation gelebt oder sich schlicht für nichts, als Vater Hertel interessiert. All das kann als unwahrscheinlich gelten! Und woher hätte sie dann die schwedische Brieffreundschaft?

Stefanie Hertel stand angeblich mit 4 Jahren das erste Mal auf der Bühne, also 1983/84 – da gab es Abba schon nicht mehr, denn das Ende von Abba wird auf 1982 datiert. Da war Stefanie 2 1/2 Jahre alt (im Juli 1979 geboren, wenn man Wikipedia glauben darf).

1979 aber war Abba schon 5 Jahre eine Top-Band im internationalen Pop-Zirkus – eigentlich seit dem Grand-Prix-Sieg von Waterloo 1974. Abba war im Osten genauso beliebt, wie überall auf der Welt. Im Rahmen ihrer ersten Deutschland-Tournee (es gab nur 3) war Abba auch im Ostfernsehen – und zwar beim „Kessel Buntes“ und bei „Rund“. Es gab Bilder, Sticker (waren damals ziemlich „in“) und alles mögliche sonst. Zur Not ist man nach Polen gefahren.

Die erste Abba-Schallplatte bei AMIGA (der Schallplattenfirma im Osten) erschien 1975 – und weitere folgten. Nicht so viele, wie Abba selbst veröffentlicht hat, aber immerhin. Wenn ich mich nicht verzählt habe, waren es 2 LP’s und 2 Singles und eine EP – bis auf eine vor Stefanie’s Geburtstag.

Man kann also davon ausgehen, dass Frau Hertel sen. schon vor der Geburt von Stefanie glühender Abba-Fan war und „das arme Ost-Kind“ nicht (nur) mit Volksmusik aufwachsen musste.

Und Schlager haben wir damals übrigens auch (fast) alle gehört. „Hitparade“ und „Disco“ gehörten zu den festen Fernseh-Zeiten (erst samstags, dann montags 19.30 Uhr im ZDF), im Osten, wie im Westen.

Das führt uns zu Patrick Lindner. Der soll seinen magischen Moment bei Mireille Mathieu’s „Der Pariser Tango“ erlebt haben. Als der Titel erschien, 1971, war Mireille Mathieu tatsächlich ein großer Star – Patrick Lindner aber gerade mal 11 Jahre alt. Auf diese Geschichte bin ich schon gespannt…

Die Geschichte von Joana Zimmer hört sich auch ein wenig konstruiert an. Davon abgesehen, dass ich nicht verstehe, was die Oma mit Katie Melua (übrigens nicht Katy) zu tun hat, soll Joana Zimmer sich an die Schwierigkeiten um den ersten Plattenvertrag erinnern. Die Oma hat sie immer unterstützt – was ich wohl glaube!

Die erste große Veröffentlichung von Joana Zimmer stammt aus 2005. Da gab es aber, wenn ich mich nicht täusche, den Titel „When You Told Me How To Dance“ noch gar nicht.

Muss es auch nicht, denn der erinnert ja, wie der Titel schon sagt, an die Erlebnisse, die Joana jetzt beim Tanzen hat. Wozu dann aber die Oma ins Spiel bringen?

Interessant dürfte auch der Zusammenhang von Lars Riedel zu „Eye of the Tiger“ – aus „Rocky 3“ von 1982 sein. Der kommt schließlich auch aus dem Osten, wie Stefanie Hertel, auch mit Schacht :-).

Weiter hab ich mich damit nicht beschäftigt…

Das Leben ist so schön bunt und das der Promis bestimmt ausreichend abwechslungsreich. Warum muss man das noch bunter malen?

Außerdem tanzen Rebecca Mir nach „S & M“ von Rihanna, Magdalena Brzeska nach „One Moment In Time“ von Whitney Houston und Mandy Capristo nach „Stand Up For Love“ von Destiny’s Child.

Alle bisherigen Artikel zur Sendung findet Ihr unter dem Stichwort Let’s dance 2012.

Dieser Artikel ist Teil einer Artikelserie über die Sendung Let’s dance bei RTL. Interessierst Du Dich für alle Artikel über Tanzen im Fernsehen, klickst Du hier.

Quellenangabe: Das Bild oben stammt von (c) RTL / Stefan Gregorowius. Alle Rechte liegen dort. Alle Infos zu Lets dance im Let’s-dance-Special auf RTL.

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