Soneros de Verdad & Luis Frank beim Konzert in Berlin erlebt

von: | aktualisiert am: 11.08.2015
Sonderos de Verdad mit Luis Frank beim Konzert

Sonderos de Verdad mit Luis Frank beim Konzert

Eigentlich bin ich ja stinksauer! Soneros de Verdad, die Salsa-Band aus Kuba, ist zur Zeit gemeinsam mit Luis Frank im Land auf Konzert-Tour.

Gute Musiker, charismatische Front-Sänger, unendlich viel gute Musik die sie spielen könnten – traditionelle wie eigene Salsa, Son, Rumba, Timba.

Soneros de Verdad und Luis Frank haben das Zeug dazu, einen wunderbar ausgelassenen und musikalisch hochwertigen Salsa-Abend zu präsentieren!

Gezeigt haben sie das nur eine Halbzeit lang.

Der erste Teil des Konzertes, zumindest der, den ich mitbekommen habe, war prima! Traditionelle kubanische Salsa, manche mit Volkslied-Charakter, so dass sich die anwesenden Latinos ein Stück zu hause fühlten oder oft karibikgereiste Touristen in Erinnerungen schwelgen konnten. Der „Rest“ des Publikums war in einheitliches Wippen versetzt oder kannte noch den Salsa-Grundschritt vom letzen Tanzkurs. Nicht wenige Besucher waren sichtbar regelmäßige Salsa-Tänzer.

Dann eine Stunde Pause (60 lange Minuten)! Wäre ich doch nur nach hause gefahren, so gut gelaunt und positiver Eindrücke ich war… Doch genau dieser Auftakt machte eben „süchtig“ nach mehr.

Eigentlich hätte mich die komische Ab-„Moderation“ des „Moderators“ schon stutzig machen sollen – bemerkte ich leider erst, als es schon zu spät war. „Berlin und Kuba. Zwei Inseln. Berlin ist eine Insel. Kuba ist eine Insel.“ ??? Was genau wollte uns der Moderator damit sagen?

Letzteres wird man mit minimalem geografischen Grundwissen kaum anzweifeln, weiß man das ja. Die Zeit aber, als Berlin eine Insel war – oder so bezeichnet wurde -, hat seinen Ursprung Ende der 1940er Jahre, lebte bis in die 1980er und ist seit spätestens 20 Jahren Geschichte. Nur hat der Moderator das noch nicht bemerkt?

Da passt es doch ganz gut ins falsche Bild, dass die Berliner Luftbrücke der Amis wesentlichen Anteil am Begriff der „Insel“ Berlin hatte, während Kuba hauptsächlich durch die Auseinandersetzung mit den USA und deren Wirtschaftblockade ins Zentrum der internationalen Aufmerksamkeit rückte. Berlin wurde geholfen, Kuba bestraft…

Das Ganze wurde dann zum Ende des Konzertes noch so oft wiederholt, dass es sich nicht um eine Wort- oder Sinnfindungsstörung in der Aufregung vor ein paar hundert Zuschauern handeln konnte. Und den Rest des anbiedernden Unsinns erspare ich Euch lieber.

Also zurück zu Sonderos de Verdad und Luis Frank. Wieder ein hoffnungsvoller Beginn im zweiten Teil. Erste Zweifel kamen mir, als gleich nach wenigen Takten einzelne Musiker zu Soli anhoben. Letztlich waren es aber nur Gitarre und Perkussion, die zu diesen Ehren kamen. Die drei/vier Takte des Trompetenspielers kann man wohl kaum als Solo bezeichnen.

Dafür nutzte Sänger “Mayito” Rivera die Gelegenheit, unendlich lange Geschichten zu erzählen. In einem Kauderwelsch aus Spanisch und Englisch erklärte er selten sinnvolle Dinge. Jedes dritte Wort war „Cuba“, jedes vierte „Aleman“ oder „Alemania“. Aus dem Rest der Hälfte konnte ich entnehmen, woher die Salsa kommt und wie wichtig ihm der „Buena Vista Social Club“ ist (der Film hat nun auch schon Grünspan angesetzt…).

Die zweite Hälfte blieb mir unverständlich, was aber an meinen mangelhaften Spanischkenntnissen liegt. Damit allerdings war ich nicht allein, erfuhr ich in beiläufigen Gesprächen mit Umstehenden.

Luis Frank beim Konzert in Berlin

Luis Frank beim Konzert in Berlin

Nach geschlagenen 20 Minuten war der „Titel“ endlich zu Ende und Hoffnung nahte mit Luis Frank.

Der begann mit „No Woman, No Cry“ – hübsch in einer Mischung aus Reggae und Salsa!

Doch Ach und Weh: Nur eine Minute lang, ein Strohfeuer, und wohl nur mit dem Sinn, das Publikum zum Mitsingen zu bewegen: „Are you ready Singen now?“

Kurz wurde die Textsicherheit des Berliner Publikums getestet, dann brach „No Woman, No Cry“ plötzlich und unerwartet ab, ohne dass die Band gezeigt hätte, was sie kann. Schade! Es hätte so schön sein können!

Es folgen unendlich weitere Aufforderungen zum Singen an das Publikum, meist mit vermeintlich einfacheren Versen, wie z.B. „Aye, Aye, Aye“.

Eine Mischung von Ballermann, Apres Ski und Karibik-Urlaub-Animación! Untere Volksfest-Schublade. Nach insgesamt 25 Minuten war diese Prozession endlich zu Ende.

Jetzt kam Mayito Rivera wieder und beide fingen gemeinsam an zu singen. Schön! Leider wieder nur eine oder 1 1/2 Minuten und weiteres Bla Bla Bla – diesmal im Duett -, statt Musik, die weiter spartanisch im Hintergrund dudelte. Zwischendurch eilte mal ein dritter Sänger auf die Bühne oder auch mal vier Herren mit „Tanzeinlagen“, jeder für sich und ohne erkennbaren Sinn. So unangekündigt, wie sie kamen, verschwanden sie auch wieder.

Weitere 10 Minuten vergingen. Zum Schluß nochmal ein Buena-Vista-Klassiker. Gähn! Und als Zugabe noch einer. Das Maß war voll und ich weg!

Fazit:

Soneros de Verdad und Luis Frank sind derzeit auf Konzert-Tour. Geht ruhig hin, gute Musiker! Vielleicht habt Ihr Glück und die Jungs ziehen durch. Wenn’s jedoch mit Schunkeln los geht, könnt Ihr Euch am nächsten Getränkestand gemütlich einrichten oder ne Bratwurst essen gehen.

Als beschwingte Hintergrundmusik dafür reicht das, was kommt. Ernsthafte Konzertbesucher sollten in Erinnnerung behalten, was sie bis dahin gehört haben.

Weil ich beim Duckstein-Festival in Berlin keinen Eintritt bezahlt habe, bin ich auch nicht wirklich sauer, nur ein wenig traurig ob der zur Hälfte der Zeit verpassten Gelegenheit! Das Bier aus Gläsern hat auch geschmeckt!

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