„Lassen Sie mich durch, ich bin Mutter“ – Buch von Anja Maier

von: | aktualisiert am: 5.12.2013
Buch "Lassen Sie mich durch, ich bin Mutter" von Anja Maier

Buch „Lassen Sie mich durch, ich bin Mutter“ von Anja Maier

Ich kenne Anja Maier nicht, die dieses Buch „Lassen Sie mit durch, ich bin Mutter“ geschrieben hat. Aber ich kenne die Teile der Welt gut, von denen Anja Maier schreibt.

Selbst habe ich mich schon oft gewundert, amüsiert oder geärgert – über all das, ob in Gedanken, in Diskussionen, beim Lesen von Meldungen und Beiträgen oder auf den Straßen im täglichen Leben, das so nicht nur in Berlin-Prenzlauer Berg stattfindet, sondern auch ein paar Meter weiter im Herzen von Berlin-Pankow.

Umso größer meine Freude, als ich dieses Buch in die Hand bekam. Die Entscheidung, es zu kaufen, dauerte wohl keine Zehntelsekunde. Umso wichtiger mein Anliegen, dieses Buch hier zu empfehlen.

Von Edel-Eltern und ihren Bestimmerkindern“ lautet der Untertitel zu diesem Buch von Anja Maier. Ja, um die geht es auch. Vielmehr jedoch findet man hier eine sehr amüsante Milieustudie vom Biomarkt bis zum Kinderarzt, gefasst in Erzählform – kein Roman, aber auch weit weg davon, ein „Sachbuch“ zu sein.

Sogar „Interviews“ mit denen, die gestern und heute im Prenzlauer Berg wohnen, sind dabei – als Monologe oder fast eine Art Briefe, Gespräche mit nur einem, der redet.

Manchmal ist „Lassen Sie mich durch, ich bin Mutter“ auch irre komisch, ohne jedoch Komik zu sein. Dabei bin ich mir gar nicht sicher, ob dieses Buch auch jemand amüsant findet, der die Verhältnisse hier gar nicht kennt. Oder jemand der beschriebenen „Edel-Eltern“?

Erst gestern wieder, z.B., war ich leidenschaftlicher Teilnehmer einer „Diskussion“ zwischen mehreren Kunden und Verkäufern an der Wurst-Theke. Eine Kundin verlangte „Frikadellen“!

Wie bitte? Darauf meinte der an sich unbeteiligte Verkäufer, der eigentlich mich bediente, das würde hier Bouletten heißen. Es entbrannte eine heiße Diskussion um die kalten Bratklopse und die, die sie herstellen. Das seien ja auch Fleischer und keine Metzger! Daraufhin war eine Verkäuferin stolz auf Ihre Metzgerausbildung.

Ziemlich unsanft wurde dann unsere fröhliche Frotzelei ausgebremst, als einer forsch meinte, „in der ganzen zivilisierten Welt“ würde man schließlich verstehen, was Frikadellen seien…

So könnte vielleicht auch manchem Leser des Buches von Anja Maier der Spaß vergehen, wenn er dann den Spiegel vorgehalten bekommt. Zum Beispiel jene, die Klubs und Kneipen (samt der Bars, die sie einst mitgebracht hatten) gerichtlich aus ihrem Kietz klagen, wegen derer sie hierher gezogen sind. Oder die, die mir nachher im Park wieder die doppelte Wegstrecke aufzwingen, weil ich mich um ganze Kinderwagenparaden in kompakten 3er- oder 4er-Reihen herum schlängeln muss.

Sind „wir“ deshalb kinderunfreundlich? Nein! Meine Tochter hat auch schon auf dem Spielplatz Kollwitzplatz gespielt (wie die von Anja Maier)! Ist nur ein paar Jahre her…

Wollen wir deshalb die „Zugezogenen“ nicht? Davon kann gar nicht die Rede sein! Ich selbst kam einst hierher, auch wenn das schon so lange her ist, dass aus Bolzplätzen Wälder werden konnten. Ich kenne so viele freundliche Menschen aus und in vielen Städten und Ländern, mit denen ich gern meine Zeit teile!

Die Zeit mit diesem Buch zu teilen, war jede einzelne Minute wert! Ein Dankeschön an Anja Maier – auch für die kleinen Reisen in die Vergangenheit, die man oft zu schnell vergisst.

Ja, das Buch ist polemisch und parteiisch. Soll es wohl auch sein. Nein, das Buch hält keine Ratschläge oder gar über(ge)ordnete Weisheiten und Schlüsse parat. Sollte es wohl auch nicht. Hab ich auch nicht erwartet. Ich bin dankbar dafür, dass es genau so ist, wie es ist!

Aus meiner Sicht: Klare Kauf- und Lese-Empfehlung!

Das Buch gibt es auch als e-Book und deshalb steht auch eine Leseprobe zur Verfügung.

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