Berlin-Tango – CD von bassa – uneingeschränkt empfehlenswert!

von: | aktualisiert am: 24.12.2009

Berlin Tango heißt die erste CD von bassa – und wie ich schon geschrieben habe, will ich mein Fazit vorweg nehmen: Diese CD ist unbedingt empfehlenswert, gehört in Eure CD-Sammlung oder auf den MP3-Player – die solltet Ihr haben!

Gleich mein erster Eindruck von dieser CD war überaus positiv! Das hat sich auch nach mehrfachem Hören nicht geändert, im Gegenteil! Soviel Leichtigkeit – zugleich soviel Gefühl. Soviel Verspieltes – und doch nie Nichternstzunehmendes. Vieles Typische – addiert mit vielem Untypischen.

Nun, ich will hier nicht gleich „the next generation“ ausrufen – aber es ist doch deutlich, dass hier ein paar junge Leute aus dem neuen Berlin den Tango irgendwie auch neu entdeckt haben. Das wird auf dem Album deutlich, beim Live-Auftritt vorgestern, den ich erlebt habe und auch in den Texten m Booklet, dass mir eben erst richtig durchgelesen habe.

Nach Besinnung auf die Klassiker des Tango in den 80ern – in denen allgemein zig Musikstile unterschiedlichster Art nebeneinander, manchmal vereint und manchmal unversöhnlich, existierten – einem völligen Bruch damit und der Elektronisierung in den 90ern – und einer Renaissance der klassischen Orchester nach der Jahrtausendwende, die musikalisch wie gesellschaftlich vielleicht mehr ein Suchen bzw. Wiederfinden (nach) verbindliche(r)n Werte(n) war (und ist), kann das tatsächlich eine neue Qualität des Tangos sein.

Ganz selbstverständlich bedient sich bassa klassischer Tango-Elemente und würzt diese zugleich mit Einflüssen aus afrikanischen, orientalischen und anderen südamerikanischen Stilelementen. Eine Prise Jazz noch dabei und manchem sonst, was man in dieser Stadt tagsüber im Park oder von Sonnenuntergang bis zum Morgengrauen in feinen Clubs oder urbanen Hinterhöfen, Kellern und S-Bahnbögen hören kann. Solcherlei ist gewiss nicht neu oder revolutionär. Ich glaube aber, diesen Anspruch hat bassa gar nicht. Das Angenehme und Schöne daran bei bassa ist, dass das Ergebnis ganz selbstverständlich wirkt und wahrscheinlich auch ist, überhaupt nicht gekünstelt oder „bemüht“.

bassa - Tango aus Berlin

bassa - Tango aus Berlin

Das Gegenspiel und das Miteinander von Klarinette (Beatrix Becker) und Geige (Miriam Erttmann) hat Charme und viel Gewinnendes. Die Zurückhaltung und doch zugleich Virtuosität der Rhythmusgruppe (Sven Elze und Alexander Semrow) ist angenehm und auch immer wieder überraschend. Die Gitarre (Takashi Peterson) setzt sich selbstverständlich dazwischen, mal dienend im Hintergrund, mal drängt sie selbstbewusst ans Licht und konzentriert die Aufmerksamkeit des Zuhörers auf sich.

Einen wesentlichen Anteil am Ergebnis hat gewiss die weibliche Komponente bei bassa. Damit meine ich nicht nur die Kompositionen von Beatrix Becker oder ihre gefühlvolle Klarinette. Auch in den Arrangements spürt man das Bemühen um ein Miteinander, das schon zusammen gehört – dennoch aber jedem Einzelnen Platz lässt für die eigene Entfaltung. Da wird nicht gestritten, auch keiner „untergebuttert“. Da hat Jeder seinen Platz und seinen Anteil – und wird dem auch gerecht.

Natürlich entgeht Einem die führende Rolle von Beatrix Becker (Klarinette) nicht, auch wenn man nicht weiß, dass die meisten Kompositionen auf der CD von ihr stammen. Ganz ehrlich, ist mir die Klarinette in vielen Tango-Bands zu quirlig, vordergründig und doch zu oberflächlich und zu wenig substanziell. Oft empfinde ich ein Saxophon dann als angenehmer, nur gehört das klassischer Weise nicht zum Tango-Orchester. Ganz anders bei bassa und Beatrix Becker! Sie führt deutlich – ist immer präsent, hat und verbreitet Freude an und mit ihrem Spiel – ist dennoch nie aufdringlich. Bezeichnend und angenehm, dass sie auch mal zur Bass-Klarinette greift.

Miriam Erttman (Violine) hat wohl den kongenialen Part zu Beatrix Becker. Ich weiß nicht, ob die beiden „beste Freundinnen“ sind – aber nach ihrem Spiel zu urteilen, könnten sie es sein. Obwohl Miriam Erttman selbst immer wieder glänzt, auch mit ungewöhnlichem Gebrauch ihres Instrumentes, scheint sie doch der „bodenständige“ Teil dieses Duos zu sein – was ich ganz positiv meine.

Sven Elze (Percussion) klopft, trommelt, raschelt im Hintergrund – fast zu schade dafür! Ganz selbstverständlich ist er einfach da, gibt dem Ganzen einen Rahmen und ergänzt bassa doch um interessante Facetten. Wer genau hin hört, wird vieles Überraschende entdecken.

In diesen Rahmen legt Alexander Semrow (Bass) seinen Teppich, auf dem bassa sich wohl fühlt und tummelt. Unaufgeregt und gekonnt spielt er seinen 6-Saiter. Manchmal bemerkt man ihn kaum – dennoch würde er fehlen, wäre er nicht da. Vielleicht kann bassa ihrem Bassisten auf der nächsten CD mal einen Titel widmen, in dem er auch offensichtlich zeigt, was er kann. Live ließe sich das leicht einbauen.

Bleibt Takashi Peterson (Gitarre). Seine Kompositionen machen Spaß! Ich weiß nicht, ob Takashi eine Frau oder Freundin hat – aber die Mädels müssten einem Mann zu Füßen liegen, der so komponieren kann, wie in „Il Segreto Triste“ zu hören. Wer das kann, kann mehr! Bezogen auf sein Gitarrenspiel begeistert er dann auch mit erstaunlicher Vielfalt und Virtousität – mal ganz der Latino, mal der begleitende Band-Gitarrist, bei nächster Gelegenheit zaubert er orientalische Klänge aus seiner Gitarre und wenig später ist da der filigrane Saitenkünstler, der auch allein mit seiner Gitarre auf der Bühne stehen könnte.

Unbedingt erwähnen will ich in dem Zusammenhang auch Aufnahme, Mix und Mastering der CD. Ich kann nicht einschätzen, welchen Anteil Studio und die Anderen (siehe unten) wirklich hatten. Das Ergebnis spricht aber für die Qualität der Jungs (und Mädels?). Das passt!

Bleiben die Texte: :-) Ach ja, die hat bassa ja gar nicht :-)

Was ich sagen will: Ich könnte noch sehr viel mehr schreiben, z.B. über die einzelnen Titel. Ich will es hier aber auch nicht übertreiben.

Bei allem Lob: Ein paar Tränen habe ich dennoch verdrückt. Manchmal geht mir bassa zu leichtfertig mit musikalischen Themen um. Leichtfertig im Sinne von Vermischung verschiedener Melodien und Themen in einem einzigen Titel. Solche Brüche innerhalb eines Titels sind natürlich ein künstlerisches Mittel, ein zulässiges und manchmal spannendes dazu. Aber es taucht doch immer wieder auf. Eine Spur zu oft für meinen Geschmack. Einige Titel mögen dadurch gewinnen, bei anderen wird verschenkt.

So finde ich es schade, dass manche Idee nicht weiter und konsequenter ausformuliert wurde. Vielleicht eine Anregung meinerseits für später?!

Wobei ich mir in diesem Sinne sogar ein Remake von zwei/drei Titeln vorstellen könnte, die Radioqualität hätten und massenkompatibel sein könnten. Vielleicht als „Single-Auskopplung“, auf denen Adaptionen ja durchaus erlaubt und üblich sind? Denn einige Melodien haben in meinen Augen (Ohren) echtes „Hit-Potential“. Nun hat bassa nicht behauptet, Hits schreiben zu wollen. Aber bassa hat alles, was man dazu braucht!

Weiterführende Artikel:

Nun noch die Fakten:

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