Tanzsport-Verbände auf dem Ketten-Karussell – Neu-Ordnung bei DTV und DPV

von: | aktualisiert am: 2.01.2012

Veränderungen in den national führenden Tanzsport-Verbänden DTV und DPV pfiffen die Spatzen längst von den Dächern, wurden unter Fachleuten schon länger diskutiert und mit mahnenden Worten begleitet, von aktiven Tänzern, die sich aus der Deckung trauten, oft kritisch gesehen – und war von den internationalen Verbänden eigentlich „vorgegeben“.

Wir hatten im Salsango-Magazin die Neu-Ordnungen auch schon erwähnt, wollten aber die endgültigen Beschlüsse abwarten – und außerdem es gab auch so viel von Tanz-Meisterschaften zu berichten, dass wir dem Tanzen und den Tänzern den Vorrang in der Berichterstattung einräumen wollten.

Nun war es zum Ende des vergangenen Jahres also soweit: Der DTV (Deutscher Tanzsport-Verband), Deutschlands führende Institution für den Amateur-Tanzsport, beschloss, der Profi-Division „seines“ Weltverbandes WDSF (ehemals IDSF) beizutreten. Das wäre an sich nicht mehr als eine Meldung wert, hätte nicht der DTV eine integrierende Kooperation mit dem DPV (Deutscher Professional-Tanzsportverband), Deutschlands führendem Verband im Profi-Tanzsport, der seinerseits Mitglied in einem anderen Weltverband, nämlich dem WDC, ist.

Einen deutlicheren Affront kann man sich kaum vorstellen! Der ist deshalb besonders bedauernswert, teils sogar befremdlich, weil im DPV traditionell Tanz-Profis von Rang und Namen organisiert sind. Die dort aktiven Tanzpaare respräsentieren gemeinsam die Leistungsspitze des deutschen Profi-Tanzsports! Die Liste der Präsidiums-Mitglieder und sonst Beteiligten beim DPV liest sich wie ein „Who is Who“ des deutschen und internationalen Profitanzsports der letzten vielleicht 50 Jahre.

Gegen diese Kooperation von DTV und DPV gerichtet, klinkte sich der DTV also bei der neu geschaffenen Professional Division der WDSF ein.

Daraufhin beschloss anschließend der DPV, sich seinerseits der ebenfalls noch recht jungen Amateur-League des WDC, also seines Weltverbandes, anzuschließen.

Soweit die Fakten.

Auswirkungen für Tanzsportler

Die Sache ist mittlerweile allseits in „trockenen Tüchern“, so dass es eine künftig konkurrierende Situation gibt, statt der bisherigen Kooperation.

Konkurrenz belebt bekanntlich das Geschäf! Darin selbst ist also gar nichts Schlechtes zu sehen. Jeder Tänzer kann sich künftig entscheiden, wo er (oder sie) sich organisieren möchte. Hier werden die Verbände ihre Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen müssen – und sicher führt die Konkurrenz aus der Wettbewerbssituation heraus mittel- oder langfristig zu interessanten Angeboten für die Tänzer.

Schwierig ist oder wird es, weil die bisherige Leistungsdefinition durcheinander gerät. Suchte man die Leistungsspitzen bisher bei den Amateuren im DTV und die bei den Profis im DPV, wird das jetzt nicht mehr eindeutig sein. Das macht es für die Tanzsportler nicht unbedingt leicht, sich zu entschieden. Was wird künftig ein Meistertitel oder eine gute Turnier-Platzierung tatsächlich wert sein?

Auswirkungen für Tanzturniere und Publikum

Für das Publikum oder die s.g. Öffentlichkeit wird die Situation mindestens kurzfristig nur schwer durchschaubar sein. So breit ist die Spitze im Tanzsport nicht, dass die Verbände in einen „vernünftigen“ Wettbewerb gehen könnten. Außerdem haben vergleichbare Entwicklungen in anderen Sportarten gezeigt, dass die Situation letztlich unbefriedigend ist und erst dadurch befriedet wird, dass es „unabhängige“ z.B. Ranglisten gibt und verbandunabhängige Meister gekürt werden.

Wäre das die Folge, hätten die Entscheidungen etwas Positives. Erste Hinweise in diese Richtung gibt es bereits, denn es sind schon die ersten „offenen Meisterschaften“ und Tanz-Turniere annonciert (detaillierte Hinweise wird es dann immer in der aktuellen Berichterstattung geben).

Hier bleibt abzuwarten, wie die Verbände darauf reagieren, wenn ein Tanzpaar auf einem Turnier eines anderen Verbandes startet. Hier waren bisher besonders der DTV und die WDSF besonders restriktiv. Wir wollen Euch nicht mit Regularien langweilen. Kurz gesagt: Man sah Aktivitäten außerhalb des Verbands-Wirkungsbereiches nicht gern, stellte die teilweise sogar unter Genehmigungspflicht oder verbot sie gänzlich.

Der DPV war da bisher schon wesentlich liberaler. Soweit wir erfahren haben, soll sich daran auch nichts ändern. Dort sieht man wohl den neuen Entwicklungen, bei allem (verständlichen) „Bauch-Grummeln“, in gewisser Weise positiv gestimmt entgegen – sieht auch die Chancen und wird sich mit Augenmaß den neuen Herausforderungen stellen.

Fazit

Es bleibt zu hoffen, dass die Tanzsportler und der Tanzsport an sich nicht von Kompetenzstreitigkeiten aufgerieben werden. Hier kommt den nationalen Verbänden eine besondere Verantwortung zu! Denn, auch wenn die eigentliche Ursache der Entwicklungen wohl zuerst bei den internationalen Verbänden (treibende Kraft war unserer Erkenntnis nach die WDSF) zu suchen ist, sollten die nationalen Verbände doch genügend Selbstvertrauen, Standhaftigkeit und Autonomie haben und zeigen und nicht nur einfache „Erfüllungsgehilfen“ internationaler Funktionäre sein!

In Österreich und der Schweiz gibt es übrigens Analogien zum hier Dargestellten. Hier wären ein paar Besonderheiten zu erläutern, auf die wir in diesem Artikel aber auch im Sinne der Übersichtlichkeit verzichten. Vielleicht ergänzen wir das später noch.

Natürlich könnte man das Thema insgesamt noch viel ausführlicher darstellen. Vielleicht gibt es auch andere oder ergänzende Bemerkungen oder Meinungen? Nur zu! Schreibt uns, hier als Kommentar oder gern auch mit einem separaten Artikel.

Eine Diskussion wird der Sache letztlich gut tun!

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