Thomas Schäfer-Elmayer – Tanzschul-Inhaber in Wien und Dancing-Star-Juror im Interview bei Salsango

von: | aktualisiert am: 18.05.2012
Prof. Thomas Schäfer-Elmayer

Prof. Thomas Schäfer-Elmayer

Wien. Als ich Prof. Thomas Schäfer-Elmayer treffe, bin ich zunächst überrascht von seiner auffallend frischen äußerlichen Erscheinung. Als käme er direkt aus einer Wellness-Oase!

Allerdings kenne ich Thomas Schäfer-Elmayer bisher nur aus dem Fernsehen, von unzähligen Berichten über einen der vielen und berühmten Wiener Bälle – oder von den Dancing Stars, bei denen er in der Jury sitzt.

Da treffe ich ihn auch. Aber in der Maske kann er zu diesem Zeitpunkt noch nicht gewesen sein…

Ich weiß, dass Thomas Schäfer-Elmayer einer der traditionsreichsten Tanzschulen in Wien vorsteht. Jeden, den ich in den nächsten Tagen frage, wo er bzw. sie tanzen gelernt hat, sagt mir: „Ich war beim „Elmayer“.“ Natürlich gibt es noch viele gute Tanzschulen in Wien. Aber offensichtlich hat diese einen prägenden Einfluß auf die Wiener genommen.

Ich weiß, dass Thomas Schäfer-Elmayer mehrere Bücher über gutes Benehmen und Etikette geschrieben hat und in seiner Tanzschule das ein fester Bestandteil des Programms ist.

Und ich sehe die fast endlosen Reihen von Debütanten bei den Balleröffnungen vor mir, von denen mir Thomas Schäfer-Elmayer bald stolz erzählt, dass es zu „seinem“ Ball, dem „Elmayer Kränzchen“ immer am Faschingsdienstag, ganze 6 gibt. Mehr als beim Opernball!

Diesen Mann nach seinen Erfahrungen und Ansichten zu fragen, war einer der ersten Gedanken, als ich meine Reise nach Wien plante:

Interview mit Thomas Schäfer-Elmayer

Salsango: Sie haben eine traditionsreiche und bekannte Tanzschule. Darf ich fragen, wie viele Tanzschüler durchschnittlich bei Ihnen tanzen lernen?

Thomas Schäfer-Elmayer: In den Monaten September bis April kommen jeden Tag mehrere Hundert Jugendliche in unsere Kurse.

Salsango: Sie sind besonders für Ihre Jugendkurse bekannt und bieten für Jugendliche viele Tanzkurse in den klassischen Standard- und Latein-Tänzen an. Oft findet man in Deutschland überwiegend Anbote in „Video-Clip-Dancing“, Hip Hop etc., aber kaum für die klassischen Gesellschaftstänze. Begründet wird das mit der Nachfrage. Wie sehen Sie das und haben Sie nicht sogar ganz andere Erfahrungen?

Thomas Schäfer-ElmayerUnsere begrenzte Kapazität lässt nicht zu, dass wir viele Spezialkurse anbieten. In Wien mit seiner sehr traditionsliebenden Bevölkerung und seinen etwa 450 Ballfesten pro Jahr haben die traditionellen Gesellschaftstänze eindeutig Priorität.

Salsango: Was meinen Sie, welchen Anteil haben Ihre Benimm-„Seminare“ am Erfolg dieser Kurse? Gibt es Erfahrungen, wie die sich auf Ihren Tanzschul-Betrieb auswirken?

Thomas Schäfer-ElmayerWir kümmern uns nicht darum, ob unser Engagement in Sachen Etikette zum Erfolg der Tanzkurse beiträgt oder nicht, weil wir dieses Allgemeinwissen seit 93 Jahren als integrierten Bestandteil unserer Grundkurse für Jugendliche betrachten.

Salsango: Auch bieten Sie Seniorenkurse an. Wir bemerken, dass solche Angebote immer häufiger unterbreitet werden. Wie ist da die Nachfrage bei Ihnen?

Thomas Schäfer-ElmayerUnsere Seniorenkurse leiden darunter, dass wir weder eine Bar oder Kaffeeecke, noch eine Pause, in der man sich dort gemütlich unterhalten könnte, anbieten.

Salsango: Immer wieder hören wir Klagen, das Interesse ganz allgemein an Tanzschulen näme ab. Welche Erfahrungen haben Sie und unterscheiden die sich u.U. von allgemeinen Tendenzen?

Thomas Schäfer-ElmayerDie Tanzschule Elmayer unterscheidet sich in vielen Bereichen fundamental von allen anderen Tanzschulen. Wir sind in einem sehr schmalen aber auch sehr anspruchsvollen Marktsegment aktiv, dessen Traditionsverbundenheit es von Modeschwankungen und Trends weitgehend abschirmt.

Salsango: In welchen Bereichen unterscheidet sich ihre Tanzschule fundamental von anderen und wie?

Thomas Schäfer-ElmayerViele Elemente unseres Unterrichts beruhen noch auf den Prinzipien des Gründers unserer Tanzschule. Z. B. das Prinzip, dass in jeder Tanzstunde Benimmthemen als amüsante und kurze Verschnaufpausen eingefügt sind. Oder in Stichpunkten:

  • Kleidung: Anzug mit Krawatte und weiße Handschuhe für die jugendlichen Herren; Kleid oder Rock und Bluse für die jugendlichen Damen. Dies trägt wesentlich zu einem gepflegten Ambiente bei.
  • Kursdauer: unsere Jugendkurse erstrecken sich über das ganze Schuljahr von September bis Juli, damit das Tanzen nachhaltig gelernt werden kann.
  • Balltradition: alle Jugendtanzkurse haben auch das Ziel, die Teilnehmer auf Balleröffnungen vorzubereiten.
  • Jugendtreffpunkt: seit Jahrzehnten ist unsere Tanzschule der beliebteste Treffpunkt der Jugend von Wien und Umgebung. Bei uns ist die Chance, auf Menschen zu treffen, die die gleiche „Wellenlänge“ haben, höher als irgendwo anders. Es entstehen tiefe Freundschaften fürs Leben.

Salsango: Weiter hören wir, die Tanzschüler seien immer öfter weniger am Tanzenlernen interessiert, als vielmehr daran, einen geeigneten Zeitvertreib zu finden. Haben Sie auch solche Erfahrungen und wenn ja, wie reagieren Sie darauf?

Thomas Schäfer-ElmayerWir haben bei unserem Publikum keine derartigen Tendenzen festgestellt.

Salsango: Sie haben langjährige Erfahrungen: Gibt es überhaupt ein Unterschied zu „früher“?

Thomas Schäfer-ElmayerNatürlich stehen auch wir heute im Wettbewerb mit Facebook, Twitter & Co.

Salsango: Wie stehen Sie zu dem Trend, Zumba-Fitness in ein Tanzschul-Programm zu integrieren. In Deutschland nimmt das geradezu fieberartige Züge an…

Thomas Schäfer-ElmayerWir finden, dass Zumba eher in ein Fitness-Studio als in eine klassische Tanzschule passt.

Salsango: Ein Rat, den man häufig für Neu-Gründungen hört oder der bei der Neu-Orientierung von Tanzschulen eine Rolle spielt, ist, sich möglichst in das städtische Umfeld zu integrieren. Sie sind mit Ihrem Engagement bei Bällen und Ball-Eröffnungen in meinen Augen vorbildlich integriert und engagieren sich darüber hinaus für viele Hilfsorganisationen. Welchen Rat hätten Sie für junge Tanzlehrer oder Tanzschule-Neugründungen?

Thomas Schäfer-ElmayerEinerseits ist es sicher vorteilhaft, sich sozial zu engagieren und in das Umfeld zu integrieren. Vor allem sollte ein Unternehmen versuchen, eine eigene CI zu entwickeln und authentisch zu sein.

Salsango: Welche aktuellen Tendenzen sehen Sie in bzw. für Tanzschulen, die ich hier noch nicht angesprochen habe?

Thomas Schäfer-ElmayerIch bin davon überzeugt, dass es in keiner anderen Stadt möglich wäre, eine Tanzschule nach unseren Prinzipien erfolgreich zu führen. In Wien sind wir nun seit 93 Jahren mit diesem einzigartigen Konzept so erfolgreich, weil die Bevölkerung sich wünscht, dass unsere Dienstleistungen weiter bestehen.

Es ist sehr traurig, dass in der ganzen Welt derzeit keine besondere Nachfrage nach Gesellschaftstänzen und klassischen Ballfesten in der Bevölkerung zu herrschen scheint. Ich fürchte, dass leider auch in Wien alle anderen Tanzschulen unter diesem Trend leiden.

Weitergehende Infos:

Alle Informationen über die Tanzschule Elmayer findet Ihr oder finden Sie auf der Webseite (Link vorn). Von dort stammt auch das Foto oben.

Das nächste „Elmayer Kränzchen“ findet am 12. Februar 2013 in der Wiener Hofburg statt. Wer dort eine(r) von 240 Debütanten oder Gast sein mag, findet ebenso alle Infos dort auf der Webseite.

Im Sommer, Juli und August 2012, gibt es „Elmayer am Wolfgangsee„. Das ist eine Art „Aktiv-Urlaub“, also Vormittags Tanzkurse nach dem bekannten „Elmayer-Prinzip“, kombiniert mit einem entspannten Urlaub im Hotel „Brandauer’s Villen am See“. Alle Infos auch auf der Webseite. Wir werden darauf noch einmal ausführlich separat aufmerksam machen.

Mehr interessante Salsango-Specials, z.B. solche Interviews, stehen in unserer Kategorie (Link vorn).

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