Vanessa Mai (Wolkenfrei): Wachgeküsst-Poststreik-CD-Kritik

von: | aktualisiert am: 6.09.2015
Vanessa Mai - Wolkenfrei - Kritik zum Album Wachgeküsst - Foto: (c) Tim Dobrovolny - Sony Music

Vanessa Mai – Wolkenfrei – Kritik zum Album Wachgeküsst – Foto: (c) Tim Dobrovolny – Sony Music

Die Vanessa Mai-Wolkenfrei-CD „Wachgeküsst“ hatten wir zeitig angekündigt. Dann kam der Poststreik und mit ihm die CD viel zu spät bei uns an. Schon länger war eigentlich auch klar, dass „Wachgeküsst“ ein Übergangs-Album sein würde. Die erste CD von Wolkenfrei mit Vanessa Mai „Endlos verliebt“ trug zwar – übrigens wie „Wachgeküsst“ – unverkennbar die Handschrift von Wolkenfrei, aber viel war schon auf die neue Sängerin Vanessa Mai zugeschnitten. Zudem war absehbar, dass die Band mit zunehmenden Erfolg vor einem Einschnitt stehen würde. Stefan Kinski und Marc Fischer, die Gründungsmitglieder von Wolkenfrei, waren bei allem Engagement Musiker im Nebenberuf. Und mit Vanessa Mai hatten sie ein Juwel entdeckt, das sie selbst bald überstrahlen würde.

Auch wenn ich von den Vergleichen zwischen Vanessa Mai und Helene Fischer nicht viel halte, weil sie oft zu oberflächlich sind, was die Attraktivität angeht, kann man schon Parallelen herstellen und Vanessa Mai kann auch vergleichbar gut singen, wie die omnipräsente, aktuelle Schlager-Queen – vielleicht sogar manchmal noch schlager-tauglicher, während HF manchmal zur Kunst neigt.

Das passt wunderbar zu der Musik von Wolkenfrei bzw. Felix Gauder, Olaf Roberto Bossi und Alexandra Kuhn, die für die meisten Titel sowohl auf dem neuen Album „Wachgeküsst“, wie auf dem Vorgänger „Endlos verliebt“ verantwortlich sind. Hier und da müsste man noch weitere Personen nennen, die mir bitte nachsehen, wenn hier nicht alle genannt werden.

Diese Musik zeichnet sich vor allem durch beste Tanzbarkeit aus und die ist auch eines der herausragenden Merkmale dieses neuen Albums von Wolkenfrei! Und übrigens ein Unterschied zur schon erwähnten Helene Fischer, von der zwar einzelne Lieder zu inzwischen schon fast Klassikern auf der Tanzfläche avancierten, aber eben immer nur einige. Die Wolkenfrei-CDs legst Du auf und es kann geschwoft werden bis zum Schluß! Sogar zum Kuscheln bietet Vanessa Mai Gelegenheit.

Obwohl „Wachgeküsst“ wieder überwiegend elektronisch produziert ist, was leider manches Potential verschenkt, passt die Art zu musizieren natürlich bestens zu Discofox & Co.. Schon beim ersten Album hatten wir uns ein paar „richtige“ Instrumente  und entsprechende Arrangements gewünscht. Dennoch ist das neue Album abwechslungsreicher und hier und da scheinen ja tatsächlich mehr richtige Instrumente zum Einsatz gekommen zu sein. Da geht aber noch mehr und dann wird’s noch besser. Darauf kann man sich hoffentlich schon mal freuen, wenn aus Wolkenfrei endgültig Vanessa Mai geworden ist.

Stefan Kinski steht der Sängerin ja weiterhin im Hintergrund zur Seite und Marc Fischer wird auch nicht aus dem Ferber-Universum (Andrea Berg) verschwinden. Da avanciert Aspach also zum zwischenzeitlichen Schlager-Olymp – und, das ist das Schöne daran, aus tatsächlich gelebter, praktizierter Musik, und nicht aus der Retorte. Wolkenfrei macht bestimmt schon so lange in Aspach Musik, wie Andrea Berg, und der Vater von Vanessa Mai mit seiner Band sicher noch länger. Erfolgreiche Nachwuchsarbeit statt Casting-Show! Sicher der steinigere, aber ein guter und erfolgversprechender Weg.

Das Album „Wachgeküsst“ jetzt noch Titel für Titel auseinander zu nehmen, würde ihm vermutlich gar nicht gerecht. Besonders zu erwähnen ist sicher „Sommerliebe„, ein Titel, der mit seinen soundprägenden Steel Pans karibisches Flair auf die CD zaubert. „Felsenfest“ und „In all Deinen Farben“ sind zwei ruhige Kuschelnummern.

Besonders gut gefällt mir die Stimmfarbe von Vanessa Mai in „Der Kopf sagt nein, das Herz sagt ja„. Ich weiß nicht,wie die Produzenten oder Komponisten das gemacht haben? Vielleicht hatte Vanessa Mai und die Leute im Studio auch nur besonders viel Spaß beim Einsingen. Jedenfalls klingt Vanessa Mai hier viel jünger als bei den anderen Songs, viel eher wie eine erst 23-Jährige – ohne, dass sie sonst alt klingen würde, eher alterslos, eine hübsche, junge Frau eben.

Die Texte sind leider nicht immer von der Qualität, wie man sich das wünscht. Das es um Liebe geht, darüber sollte man sich beim Schlager nicht wundern. Aber manchmal sind die Bilder doch schon arg strapaziert oder sogar ungenau. „Von Tokio bis Amerika“ ist so ein Beispiel und auch „Südseewind auf der Haut„, das sonst eher italienisch anmutet. Auch der Berlin-Text hätte frischer und jünger sein können. „Zauberland“ übertrifft diese Titel an Plattheit sogar noch.

Das es besser geht, wissen wir von anderen Schlager-Interpreten und zeigen Lieder wie „Schenk mir den Morgen danach„. Mehr davon!

Macht man aber einen Strich drunter und bedenkt, dass es sich eben um ein Übergang-Album handelt, ist das Album gut gemacht, gut gesungen, gut produziert. Alle „Vergleicher“ seien daran erinnert, dass die inzwischen berühmte HF etliche Alben und Bühnen-Jahre brauchte, bis sie dahin kam, wo sie jetzt ist. Und beileibe nicht alle Songs auf diesem Weg waren Hits und sind zurecht inzwischen vergessen. Warum soll das hier anders sein…

Vanessa Mai wird auch ihre Zeit brauchen, Erfahrungen sammeln müssen. Insofern ist es gut, dass das Management für die Wolkenfrei-Konzert-Tour im nächsten Jahr Augenmaß bei der Auswahl der Lokale und Bühnen bewiesen hat. Sehr angenehm!

Ein bisschen schal wirkt dagegen, dass nun auch schon ein Remix-Album von „Wolke 7“ veröffentlicht werden musste und am 9. Oktober 2015 ein Live-Album von „Wachgeküsst“ erscheint (kann man schon vorbestellen, siehe Link unten). Das ist eine Blaupause der HF-Vermarktung.

Das ändert aber am guten Gesamteindruck nichts!

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