Vor der Tanz-EM 2012 der Latein-Formationen in Wien – Interview mit Oliver Seefeldt, Trainer der FG Aachen-Düsseldorf

von: | aktualisiert am: 16.05.2019
Plakat zur Tanz-EM Latein-Formationen 2012 in Wien

Plakat zur Tanz-EM Latein-Formationen 2012 in Wien

Am kommenden Samstag, den 5. Mai 2012 sind in Wien die Tanz-Europameisterschaften der Latein-Formationen.

Aus Deutschland treten dort die Formationen des Grün-Gold-Club Bremen und die der FG Aachen-Düsseldorf an.

Aus Österreich werden der HSV Zwölfaxing und der TSC Schwarz-Gold aus Wien dabei sein.

Insgesamt starten 17 Formationen aus 10 Ländern. Salsango wird vor Ort berichten.

In der letzten Woche haben wir Oliver Seefeldt kurz getroffen, den Trainer der Tanz-Formation der FG Aachen-Düsseldorf, und mit ihm über die bevorstehende Europameisterschaft gesprochen:

Salsango: Wie bereitet Ihr Euch auf die EM vor?

Oliver Seefeldt: Wir trainieren regelmäßig 4-5 mal pro Woche. Jetzt, ab 1. Mai noch einmal länger, mit größerem Aufwand. Das konditionelle Training stand bisher im Vordergrund, ist jetzt aber abgeschlossen. Jetzt versuchen wir uns auf die Vorzüge zu konzentrieren und vielleicht einiges noch stärker herausarbeiten zu können.

Salsango: Ihr trainiert jetzt nochmal Kondition?

Oliver Seefeldt: Ja, ja, das war nach der Bundesliga-Saison nochmal nötig. (die Bundesliga-Saison ging bis in den März – Anm.d. Red.)

Salsango: Wie ist das in einer „normalen“ Saison? Die Deutsche Meisterschaft 2012 ist ja im November… wie lange dauert so ein Konditionsaufbau?

Oliver Seefeldt: Nach der EM haben wir dann 2-3 Wochen Pause. Danach bauen wir neu auf, z.B. durch Zirkeltraining für Kraft und Ausdauer und andere Grundlagen. Bis ca. Oktober müssen die Grundlagen da sein – danach aber müssen wir das Niveau natürlich halten.

Salsango: Trainieren auch dabei immer alle Paare zusammen?

Oliver Seefeldt: Grundsätzlich trainiert das ganze Team gemeinsam, bis auf  Ausnahmen, etwa durch Krankheiten oder besondere Anlässe. Dann springen beim Tanz-Training Ersatz-Leute ein.

Salsango: Das kann ja immer passieren, dass jemand ausfällt. Wie reagiert Ihr dann, z.B. bei einem solchen Turnier, wie jetzt der EM?

Oliver Seefeldt: Wir haben immer 2 Ersatzpaare dabei.

Salsango: Die müssen ja voll im Stoff stehen…

Oliver Seefeldt: Ja, das ist nicht einfach für diese Tänzer. Die müssen jede Position und alle Wege kennen. Deshalb wechseln wir im Training auch immer durch. Ausfälle plant man ja nicht. Aber wir müssen dann reagieren können. Und deshalb müssen sie „Ersatz“-Tänzer überall einspringen können. 

Salsango: Dann haben die Ersatzleute ja eine große Verantwortung!

Oliver Seefeldt: Na klar! Obwohl sie eigentlich nicht in der Stamm-formation stehen, tragen diese Tänzer eine wahnsinnig große Veranstwortung.

Salsango: Ist das nicht irgendwie „ungerecht“. Die Stammformation kann sich auf ihre Position konzentrieren und die Ersatzleute müssen alles können.

Oliver Seefeldt: Das ist nicht einfach! Aber, wir reden von einer Notsituation. Im Fall der Fälle müssen wir das Beste daraus machen. Wir sind aber gut besetzt, auch bei den Ersatzpaaren.

Salsango: Zurück zur EM: Wann fahrt Ihr nach Wien?

Oliver Seefeldt: Am Freitagmorgen fliegen wir. Abends ist Stellprobe.

Salsango: Am Samstag gibt es ja nachmittags schon eine Vorrunde. Müssen da alle Formationen tanzen?

Oliver Seefeldt: Ja, ja. Das ist wie bei jedem Tanz-Turnier. Wir hoffen, wir haben 3 Runden zu tanzen. (lacht)

Salsango: Sind denn auch die Erstplatzierten der WM im letzten Jahr wieder dabei?

Oliver Seefeldt: Ja, Litauen ist dabei, Russland, wir und Bremen – eigentlich das ganze Finale der letzten Weltmeisterschaft.

Salsango: Nun ist die EM in Östereich: Haben die Österreichischen Mannschaften eine Chance?

Oliver Seefeldt: Auf’s Finale? Auf alle Fälle! Na klar! Ein Team aus Österreich war ja auch im WM-Finale letztes Jahr (der HASV Zwölfaxing – Anm. d. Red.).

Salsango: Wer organisiert das alles bei Euch? Da ist ja ein ziemlicher Aufwand bei so vielen Tänzern?

Oliver Seefeldt: Darum kümmert sich vor allem unsere Vorsitzende, die Frau Eschweiler. Sicher übernehmen auch andere aus dem Verein Aufgaben. Und vor Ort organisieren die Veranstalter natürlich einiges, z.B. das Hotel. Aber Anfahrt etc., das müssen wir, sprich der Verein selbst machen. An den Kosten beteiligt sich meist der DTV. Ich glaube, einen Anspruch darauf hat man nicht. Aber bisher war das wohl so. Wie gesagt, um die Organisation kümmert sich dankenswerter Weise Frau Eschweiler, ich bin da nicht so eingebunden.

Salsango: Nun hast Du ja selbst lange als Profi getanzt. Da ist man ja recht autonom, in vielen Dingen auf sich selbst und sein nächstes Umfeld gestellt – und hat auch nur Verantwortung für sich selbst. Ist das nicht eine Umstellung, wenn man dann so ein Traineramt bei einer Formation übernimmt? Plötzlich ist ja in dieser Beziehung alles anders…

Oliver Seefeldt: Ohne den Team-Gedanken geht es nicht bei den Formationen. Das hat sicher Für und Wider. Für mich überwiegen aber die positiven Aspekte. Irgendwie habe ich daran eine Narren gefressen. Man kümmert sich gemeinsam um eine Sache, bemüht sich um eine Gruppe.

Als Profi musst Du zwischendurch ans Geld verdienen denken, manchmal ganz schnell und plötzlich auf Situationen reagieren. Da gibt es auch nur wenige Trainer, die wirklich sagen: Das ist mein Paar, darum kümmere ich mich jetzt, da fahre ich überall mit hin, die dürfen bei mir schlafen, mich jederzeit anrufen…

Salsango: Die meisten Profis haben ja auch mehrere Trainer..

Oliver Seefeldt: Ja , ja. Das haben wir bei der Formation zwar auch. Es ist ja nicht so, dass ich mich um alles allein kümmern würde. Aber letztlich fokusiert sich alles auf das eine Team.

Salsango: Ich kann mir vorstellen, dass man bei allen Vorteilen der Selbstbestimmheit und Autonomie, wie eben bei den Profis, es auch eine gewisse Sehnsucht danach gibt, Verantwortung zu teilen, Entscheidungen beraten zu können?

Oliver Seefeldt: Genau, das ist bei den Formationen so schon ganz toll. Da hat zwar jeder Verantwortung für das Team, aber auch den Schutz der ganzen Truppe. Das kann bis dahin gehen, dass die Tänzer zueinander stehen, wenn man als Trainer vielleicht mit seiner Kritik über ein bestimmtes Maß hinaus geht.

Ich mag das aber so sehr gern! Mir macht das großen Spaß!

Salsango: Das soll so bleiben. Deshalb wünschen Euch für die Europameisterschaft alles Gute!

Die Europameisterschaft der Latein-Formationen findet am Samstag in Wien im Multiversum Schwechat statt. Die Vorrunde beginnt am Nachmittag um 14.00 Uhr (Karten 15 €). Die Abendveranstaltung mit den Finalrunden beginnt um 19.30 Uhr. Karten gibt es ab 25 €, je nach Platzwahl. Karten gibt es an der Abendkasse. Wer sich darauf nicht verlassen will, kann hier beim Veranstalter Karten bestellen (nach unten scrollen!) oder sich auf der Webseite weiter informieren.

Salsango wünscht allen vier Teams aus Deutschland und Österreich ein erfolgreiches Abschneiden und allen Zuschauern ein spannendes Turnier!

Mehr aktuelle Meldungen findet Ihr immer in unserem Thema Tanzsport.

Quellenangaben: Das Gespräch hat Karsten Heimberger in zwischen zwei Trainingseinheiten von Oliver Seefeldt geführt. Es liegt als Tonaufzeichnung der Redaktion vollständig vor. Die Grafik oben ist das offizielle Veranstaltungsplakat. Alle Rechte liegen beim Veranstalter (Link oben bei dem Hinweis zur Kartenbestellung).

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