Christian Polanc: Der Let’s dance – Profi im Salsango-Interview

von: | aktualisiert am: 26.10.2022
Christian Polanc: Der Let's dance - Profi im Salsango-Interview

Christian Polanc: Der Let’s dance – Profi im Salsango-Interview – Foto: RTL – Stefan Gregorowius

Christian Polanc ist bei Let’s dance einer der erfahrensten und bei den Zuschauern einer der beliebtesten Profi-Tänzer! Im Interview mit Salsango verrät Christian Polanc als RTL’s „Mann für alle Fälle“ ein paar Dinge über seine Arbeit als Profi-Tänzer bei Let’s dance.

Bei Let’s dance 2016 gab es einige Diskussionen unter den Zuschauern, die besonders intensiv geführt wurden. Auch gibt es Fragen, die die Let’s dance – Zuschauer immer wieder auf’s Neue bewegen. Da wollten wir die Gelegenheit eines Berlin-Besuchs von Christian Polanc nicht verstreichen lassen und haben uns mit ihm verabredet. Das Gespräch mit Christian Polanc führte Karsten Heimberger für Salsango.

Salsango:  Christian, vielleicht können wir die Zeit heute nutzen, um einige Fragen unserer Leser zu Let’s dance zu beantworten. Ich steige auch gleich ohne große Vorrede ein.

Welchen Einfluss habt Ihr als Profi-Tänzer z.B. auf die Auswahl der Promis, mit wem Ihr tanzt, auf die Musik oder die Kostüme?

Christian Polanc: Wir haben als Tänzer kaum Einfluss auf die Rahmenbedingungen der Sendung. Schon gar nicht auf die Auswahl der Promis oder mit wem wir tanzen.

Wir haben auch keine Chance, die ausgewählten Musikstücken zu ändern, selbst wenn uns mal etwas gar nicht gefällt. In absoluten Ausnahmefällen gab es das schon. Aber das kann man sicher -in den vielen Jahren, die ich jetzt schon dabei bin- an einer Hand abzählen.

Bei den Kostümen können wir manchmal Ideen einbringen, aber das letzte Wort hat auch da die Produktion. Da gibt es natürlich auch übergeordnete Interessen. Zum Beispiel können ja nicht alle Paare in Rot oder Schwarz tanzen. Deshalb müssen wir da flexibel sein. Ich hatte z.B. in diesem Jahr, bei Let’s dance 2016, gleich am Anfang der Staffel 2 oder 3 Mal Pink an. Da hab ich dann doch mal gesagt: „Mein Pink-Kontingent für diese Staffel ist dann hoffentlich erschöpft. Es wäre schön, wenn ich jetzt mal mit etwas anderem tanzen könnte.“

Salsango: Let’s dance ist schließlich eine Show und bei 14 Tanzpaaren kann sich nicht einer die Perlen heraus picken…

Christian Polanc: Ja, das ist schwierig und bei aller Kritik, die wir natürlich auch haben, hören und lesen, sind wir eben auch ein nur Teil der Show. Das kann man vielleicht damit vergleichen, wenn nur gute prominente Tänzer bei Let’s dance dabei wären.

Salsango: Das ist interessant, dass Du das sagst. Da gab es ja in diesem Jahr heftige Diskussionen, z.B. weil Ulli Potofski nun wirklich nicht sehr elegant getanzt hat. Da habe ich häufiger den Vorschlag gehört, man solle doch bessere Tänzer bei den Promis auswählen.

Christian Polanc: Das ist eine schwierige Angelegenheit. Ich hab das in diesem Jahr auch nicht extremer empfunden, als in den Jahren zuvor. Man darf nicht vergessen: Wir haben inzwischen 12 Sendungen und wenn solche Promis früher es bis zur vielleicht 4 oder 5 Sendung geschafft haben, kommen sie jetzt in die 7 oder 8. Bei mehr Sendungen und mehr Promis dauert es eben länger, bis sich das Zuschauer-Voting zurecht geschoben hat – also, dass einer rausfliegt, wenn er oder sie die Leistung nicht bringt.

Auch wenn ich die Diskussionen nachvollziehen kann, verstehe ich sie dennoch nicht ganz: Ich denk mir manchmal: „Mensch Leute, regt Euch doch nicht so auf.“ Alle wissen, worauf sie sich einlassen und dass ein Weiterkommen auch vom Zuschauer-Voting abhängt.

Ich verstehe die Enttäuschung von Fans eines Prominenten – verstehe, dass jemand sauer ist, wenn sein Favorit rausfliegt – vielleicht erst recht, wenn er oder sie besser getanzt hat, als andere. Aber, so ist das Spiel!

Salsango: Eben, Let’s dance ist zuerst eine Unterhaltungssendungen und kein Tanzwettbewerb…

Christian Polanc: Und selbst in den Tanzwettbewerben ist es doch nicht anders, das weißt Du und das wissen doch alle. Da habe ich mich schon viel häufiger aufgeregt, als bei Let’s dance. Das ist übrigens einer der Gründe, warum ich meine Zukunft nicht im Turnier-Tanzsport aufbaue. Das Ganze ist mir viel zu sehr fremdgesteuert. Man verwendet seine Energie, Zeit und Geld, um als Tänzer Stunden zu nehmen oder als Trainer, um Trainerscheine zu machen. Und wenn dann dein Gesicht irgend jemand nicht passt, der was zu sagen hat, oder Du bestimmte Verbindungen nicht hast oder so pflegst, wie es erwünscht ist, kommst Du nicht voran. Da ordnest du dich entweder unter und spielst die Rolle, die dir zugedacht ist oder du musst sehen, wo du bleibst. Dafür bin ich einfach nicht der Typ. Ich möchte nicht alles investieren müssen und am Ende doch so sehr von anderen abhängig sein, wie das im Tanzsport leider immer noch gang und gäbe ist.

Salsango: Unabhängig vom Tanzsport. Was Du eingangs erwähntest, sind ja Dinge, die ein Zuschauer oft gar nicht im Blick hat und auch nicht haben muss. Der Zuschauer stellt nur fest, dass Du komisch aussahst mit Deinem Hemdchen oder dass die Musik nicht so richtig gepasst hat…

Christian Polanc: Das kritisieren wir auch, wenn es angebracht scheint, aber es hilft eben oft nichts.

Salsango: Wenn z.B. die alle Promis besser tanzen könnten, würden ja trotzdem welche früh ausscheiden und ihre Fans wären enttäuscht. Oder wenn die Jury einen größeren Einfluss hätte: Welche Diskussionen gäbe es dann erst noch, wenn jemand eine Benachteiligung wittert…

Christian Polanc: Man darf auch nicht vergessen, dass Let’s dance eine Lizenz-Sendung ist. Da kann RTL auch nicht ganz frei agieren, selbst wenn sie wollten. Das Format, das Grundkonstrukt, ist von der BBC weltweit festgelegt. Änderungen kann man sicher beantragen. Aber den Kern kannst Du nicht verändern. Stell Dir vor, jemand will einen Starbucks aufmachen und plötzlich eine orangefarbene Markise installieren. Das geht nicht, Starbucks ist grün! Auf der ganzen Welt kommst Du in einen solchen Laden und er wird immer gleich aussehen. Das ist bei einem Format wie Let’s dance im Grunde nicht anders.

Sicher kann man im Detail variieren und das wird ja auch gemacht. Nimm den Fusion, den wir dieses Jahr bei Let’s dance dabei hatten… Wobei, ein Fusion war das ja eigentlich auch nicht. Ein Fusion ist für mich ein Lied mit Rhythmuswechseln, das in einem Lied die Möglichkeit bietet, zwei oder mehrere Tänze zu tanzen.

Salsango: Kannst Du unseren Lesern einmal schildern, wie bei Dir so ein kreativer Prozess für einen neuen Tanz abläuft? Wann erfahrt Ihr das Lied für die neue Show? Wie entsteht eine Choreografie?

Christian Polanc: Das ist verschieden. Manchmal bekommen wir den Song einen Tag vorher, also einen Tag vor der aktuellen Show das Lied für die nächste Show, manchmal auch erst am Freitag. Das ist so, damit man noch reagieren kann, falls man etwas hört, was man noch verändert haben möchte – falls man z.B. etwas hinzufügen möchte, vielleicht eine Geige irgendwohin oder ein Vorspiel mit Dschungelheul. Einfach so weit rechtzeitig, damit man noch etwas ändern kann, falls etwas geändert werden soll.

Aber choreografisch befasst man sich natürlich am Tag der Show oder an einem Probentag davor noch nicht mit dem nächsten Tanz. Ich verrate das meinem Promi auch immer erst, wenn nach der Show feststeht, dass wir auch in der nächsten Woche tanzen dürfen. Dann kann sich meine Tanzpartnerin auf den aktuellen Tanz konzentrieren und hat nicht schon den nächsten im Kopf. Manche kann damit besser umgehen, andere nicht so sehr. Deshalb hab ich für mich entschieden, so zu verfahren.

Salsango: Also Freitagabend sagst Du: Pass auf, nächste Woche ist der und der Tanz dran…

Christian Polanc: Genau! Ich versuche dann am Samstag erst einmal den Kopf frei zu bekommen. Ich weiß von einigen meiner Profi-Kollegen, dass die immer gleich an die Arbeit gehen. Aber ich brauche immer ein bisschen Abstand von der letzten Show. Samstagnachmittag fange ich dann meist an, mir Gedanken zu machen. Welchen Titel hat man, was bietet sich an, vielleicht welche an Requisiten man brauchen könnte? Ich bin da sowieso eher zurückhaltend. Ich weiß, Massimo z.B. ist viel requisiten-affiner. Aber klar, da wo es Sinn macht gern, denn wir machen ja eine Show! Das hängt aber immer auch sehr vom Promi ab und natürlich vom Lied.

Dann überlege ich mir, welche Schritte und Figuren grundsätzlich in so einem Tanz drin sein müssen, erstmal ganz unabhängig von der Show. Ich versuche immer, zuerst dem Tanz als solches gerecht zu werden und dann erst der Show. Anschließend muss ich mir überlegen, was ich mit meiner Partnerin realisieren kann und was ich zu deren Vorteil besser weg lasse – wie man das am besten verpacken oder auch leicht abändern kann, so dass es gut aussieht. Ich weiß natürlich und berücksichtige, was die jeweilige Partnerin schon kann, was man ihr zumuten könnte, was ich vielleicht aus vorhergehenden Tänzen übernehmen kann, weil sich Dinge ähneln.

Und so entsteht dann Stück für Stück eine Story oder ein Fluss der Bewegungen, dem ich dann folge. Das ist von Situation zu Situation -von Tanz, Song und Promi- unterschiedlich.

Schließlich gibt es Tage, da ist so eine Choreografie in 15 oder 20 Minuten fertig und ein anderes Mal sitzt Du nach 10 Stunden immer noch… Das hat auch was mit den eigenen Erfahrungen zu tun. Eine Contemporary-Choreografie z.B. dauert bei mir länger, als eine Rumba-Choreo, die ich schon 1000 Mal gemacht oder selbst getanzt habe.

Salsango: Und wie studierst Du die Choreo dann mit Deiner Tanzpartnerin ein? Hängt das vom Tanz ab oder von der Partnerin? Also ich meine, übst Du erstmal Grundschritte oder erstmal den groben Ablauf der Choreo oder wie setzt Du das um, was Du in Deinem Kopf hast?

Christian Polanc: Ich hab meist eine grobe Vorstellung von der Choreografie, mit fertigen, einzelnen Blöcken, aber auch mit Lücken zwischendrin. Da habe ich vielleicht schon eine Idee des Übergangs, aber ich muss abwarten, wie der Promi damit zurecht kommt. Manchmal muss man Elemente langsamer machen und dann eben etwas weglassen, manchmal läuft es besser und man kann sogar noch etwas hinzufügen.

Ich versuche aber immer z.B. ins tägliche Aufwärmtraining schon Grundlagen anderer Tänze einzubauen. Das wiederholen wir dann Tag für Tag. So versuche ich auch, schwierigere Tänze schon vorzubereiten. Der Promi weiß oft nicht, was wir da tanzen, weil es ja mit dem aktuellen Tanz nichts zu tun hat. Aber so integriere ich Elemente für später und kann sie durch die Wiederholung schon festigen. So ist übrigens auch meine Idee zu dancit entstanden. Das baut im Prinzip auf diesen Erfahrungen auf.

Ich versuche also schon früh, Grundlagen zu legen. Ich weiß ja z.B., Samba ist ein schwerer Tanz. Im letzten Jahr mit Enissa Amani habe ich im Aufwärmtraining von Anfang an 2-3 Mal in der Woche Samba als Warm-up gemacht. Enissa wusste nicht, dass das Samba ist, fand die Bewegungen aber cool. Als die Samba dann dran war, hat sie gesagt: „Das kenn ich doch!“

Christian Polanc - Enissa Amani - Samba bei Let's dance 2015 am 22.5.2015 - Foto: © RTL / Stefan Gregorowius

Christian Polanc – Enissa Amani – Samba bei Let’s dance 2015 am 22.5.2015 – Foto: © RTL / Stefan Gregorowius

Um auf Deine Frage zurück zu kommen: Ein Pauschalrezept gibt es eigentlich nicht bzw. verändert sich das von Jahr zu Jahr. Du machst immer neue Erfahrungen, wie Dein Promi lernt und darauf stellst du dich im Feintuning dann auch ein.

Trotzdem versuche ich, die Choreo grundsätzlich so schnell wir möglich fertig zu haben, damit meine Tanzpartnerin, die das ja nicht gewöhnt ist, die Choreo möglichst lange im Kopf hat. Je häufiger sie darüber schläft, umso besser. Das ist zumindest meine Erfahrung. Von den 4 Tagen, die wir haben, versuche ich, spätestens am 2. Tag das Gerüst der Choreografie zusammen zu haben. Hebefiguren, das Ende oder andere Kleinigkeiten kann man dann noch ändern. Aber das Gros muss stehen, sonst wird das zu knapp.

Salsango: Und wie ist das im Rest des Jahres? Ist Let’s dance jetzt für Dich abgehakt bis zum nächsten Mal oder trägst Du das immer mit Dir herum, sammelst Ideen, schaust Dir Shows etc. gezielt an, schreibst Dir was auf?

Christian Polanc: Ja, wenn ich z.B. irgendwo interessante Videos sehe, speichere ich mir die Videos oder den eben den Link unter „Slowfox“ oder „Show-Idee“ oder was auch immer. Manchmal schau ich mir das auch nur an und hab das dann im Kopf. Aufschreiben tue ich eher seltener etwas.

Man muss einfach offen sein, ein Auge und ein Ohr für die Dinge haben. Aber nicht immer lassen sich solche Ideen dann auch realisieren. Das hängt ja stark von der Tanzpartnerin ab, was oder wie man dann tanzen kann. Da geht mal mehr und mal weniger…

Karsten Heimberger: Christian, vielen Dank für Deine Zeit und das Gespräch! Vielleicht können wir das bei Gelegenheit fortsetzen. Auf alle Fälle freuen wir uns auf’s nächste Jahr und Let’s dance 2017!


Die Fotos sind von RTL. Es soll diese Verlinkung gelegt werden: Alle Infos zu “Let’s Dance” im Special bei RTL.de.

Mehr Artikel über Christian Polanc finden Sie unter dem Link vorn, die über Let’s dance 2017 sammeln wir dann unter dem neuen Stichwort. Wenn Sie noch einmal in die Artikel über Let’s dance 2016 schauen willen, finden Sie die unter diesem Stichwort oder über ältere Staffeln der Tanz-Show Let’s dance dort. Allgemein solche Artikel stehen in unseren Kategorien TV-Shows und Tanzen im Fernsehen.

Ausgewählte Themen im Salsango-Magazin:




1 Kommentare zu “Christian Polanc: Der Let’s dance – Profi im Salsango-Interview”



  • DMD sagt:

    So, so- Massimo ist also Requisiten-affin. Das hat er aber fein formuliert, der Christian. Sehr amüsant. Zweierlei würde mich interessieren: Eine Fortsetzung wie angedeutet (ich wüssste schon ein paar Fragen) und- sofern sich die Gelegenheit bietet- welche Antworten andere Profis auf dieselben Fragen geben würden. Danke jedenfalls für dieses Interview. War ein bischen wie das Dessert nach dem Hauptgang.

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