Dancing Stars am 28.4.2017: Dancing Stars Jury – heiter bis wolkig
von: Karsten Heimberger | aktualisiert am: 29.04.2017Ausgeschieden bei den Dancing Stars am 28.4.2017 sind Volker Piesczek – Alexandra Scheriau. Das war diesmal weniger spektakulär. Einige Tänze dagegen waren es schon. Zunächst möchte ich aber ein paar Worte über die Jury der Dancing Stars 2017 verlieren, nachdem es gestern wieder eigentümliche Wertungen gegeben hat.
Nach der letzten Sendung hatte ich gedacht, die neue Dancing Stars Jury hätte sich „eingegrooved“ (falls es dieses Wort überhaupt gibt). Nicole Hansen und Balacz Ekker hatten sich räumlich wieder. Karina Sarkissova und Dirk Heidemann waren so einigermaßen in ihren neuen Rollen angekommen. Nicole Hansen gibt mehr als zuvor den Erklär-Bär, bleibt aber die Liebenswürdigkeit in Person. Balacz Ekker gibt weiter den kritischen Polter-Geist der Jury, der immer für deutliche Worte gut ist. Dirk Heidemann schöpft aus seinem großen Erfahrungsschatz als Tanz-Trainer, bringt den Tanzsport mit ein und hat gleich nach Show 1 verstanden, dass man Begriffe nicht hinterher auf Deutsch erklären muss, wenn man es gleich auf Deutsch sagt, statt erstmal englische Begriffe zu strapazieren. Und Karina Sarkissova sucht noch etwas ihren Platz, ist mal diplomatisch und charmant wie dereinst Schäfer-Elmayer, mal vergleichsweise geradezu überschwänglich des Lobes, dann aber auch wieder kritisch anspruchsvoll, wie es sich für eine Ballerina gebührt.
Doch nach den Dancing Stars am 28.4.2017 muss ich feststellen, dass nicht nur die Promis ihren Weg in die Sendung, ihr Verhältnis zum Tanzen erst allmählich finden, sondern auch die neue Dancing Stars – Jury noch Zeit braucht, bis sie sich wirklich eingefunden hat. Nicole Hansen ist in ihrer neuen Leader-Rolle noch souveräner als zuvor und unangefochten. Balacz Ekker hat sowieso seinen eigenen Kopf und Charakter, arbeitet mal mit Zuckerbrot und mal mit Peitsche, prescht mal vor oder sogar über’s Ziel hinaus, kann den Finger zielsicher in die Wunde legen und sich auch korrigieren, wenn er sich geirrt oder zu unglücklich ausgedrückt hat. Aber, weil Karina Sarkissova und Dirk Heidemann doch wieder anfangen zu „schwimmen“, schaukelt die ganze Jury wie eine Jolle über die aufgewühlte See bei Windstärke 6.
Das ist noch nicht dramatisch, weil die Dancing Stars Jury insgesamt und trotzdem z.B. im Vergleich mit Let’s dance in Deutschland einen guten Job macht! Viel hilfreicher sind die Hinweise, die jedes der Jury-Mitglieder gibt, viel angenehmer ist das Verhalten untereinander und zu den Tanzpaaren. Ich denke, dass die Jury so auch jeder Zuschauer versteht, selbst wenn er einmal anderer Meinung ist. Deshalb möchte ich geradezu dafür werben, den neuen Jury-Mitgliedern die Gelegenheit zu geben, sich einzufinden und Verständnis zu haben dafür, dass da Menschen wie Du und ich sitzen, mit Stärken und Schwächen, mit Eitelkeiten und Selbstzweifeln. Die sind auch nicht perfekt, machen Fehler und bemühen sich aber, ihre Sache möglichst gut zu machen.
Die Tänze und Tanzpaare bei den Dancing Stars am 28. April 2017
Bei Niki Hosp -Willi Gabalier muss es wohl wieder einen erheblichen Unterschied gegeben haben zwischen der möglichen Wahrnehmung am TV-Gerät und der direkt am Tanzparkett. Die mit Abstand schlechteste Bewertung von allen Tanzpaaren konnte ich so nicht nachvollziehen. Wohlgemerkt der Abstand! Mir geht es gar nicht darum, ob Niki Hosp – Willi Gabalier vielleicht doch besser waren als andere oder nicht. Es war vorher abzusehen, dass eine Rumba zu diesem Zeitpunkt noch nicht zum Parade-Tanz von Niki Hosp avancieren wird. Man sieht die Veränderungen bei ihr, sieht, wie sie dazu lernt und sich zunehmend auch anfreundet mit den Tänzen. Immerhin war z.B. schon vielmehr Bewegung im Körper und in den Armen, auch wenn es statt dessen die Hüfte hätte sein müssen, die die Bewegung ausmacht. Oder sehen Sie sich mal genau an, wie Niki Hsop auf dem Foto hier steht: So ein Foto hätte es von ihr noch vor ein paar Wochen nicht gegeben. Das sind jedoch nur kleine Trippelschritte, die bald nicht mehr reichen werden.
Ich war Nicole Hansen geradezu dankbar für ihr Plädoyer an Niki Hosp, doch mehr Mut zu haben und mit eher schüchternen Bewegungsmustern zu brechen. Ich glaube zudem, dass Willi Gabalier in der Choreografie das gemacht hat, was eben möglich war. Vielleicht müsste er fordernder sein, das können wir von außen ohne Einblick in das Training nicht einschätzen. Ich hab gestern sehr genau darauf geachtet, nachdem ich ihn hier auch schon kritisiert hatte – und denke, er macht alles was geht und muss im Sinne von Niki Hosp zurückbleiben, wo er sie überfordern würde. Das ist auch eine Stärke eines Profi-Tänzers, nicht zu weit voraus zu eilen.
Ähnlich ist das sicher bei Otto Retzer – Roswitha Wieland, die ich gestern jedoch hinter Niki und Willi sah. Auch bei diesem Paar war mir vorher klar, dass diese Samba sich nicht würde messen können mit den guten, die wir bei den Dancing Stars 2017 auch schon gesehen haben. Die teils verhaspelte Tanzschul-Samba war mir dann aber doch zu einfach gestrickt. Das Tempo und der Rhythmus des Madonna-Titels lädt zwar geradezu dazu ein, brav Schritt für Schritt mitzugehen – genau deshalb hatte ich aber erwartet, dass Rosi und Otto damit brechen und den Disco-Tiger raus holen, irgend etwas „Verrücktes“ machen. Da hatte ich mich wohl getäuscht. Angenehm finde ich bei diesem Tanzpaar, dass beide trotz allem frohgemut ihrer Aufgabe nachgehen und sich da nicht beirren lassen. Beide verkaufen nicht wie Tim Taler ihr Lachen und bleiben bester Laune, egal wie holprig es auf dem Parkett ist oder war.
Riem Higazi erinnert mich manchmal an Montserrat Caballe. Hatte ich das schon mal geschrieben? Gestern war es es wieder so! Dieses schwarze Kleid war prädestiniert dafür. Die verliert ihre Lachen und ihren Lebensmut auch nicht, selbst wenn’s gerade schwierig ist. Gestern dachte ich bei der Rumba von Riem Higazi – Dimitar Stefanin manchmal auch an so eine indische Göttin mit den vielen Armen. Mit ihren Armen weiß Riem umzugehen, das hatten wir bei den Dancing Stars 2017 ja schon beobachten können. Sonst wurde aber wirklich viel „rum getanzt“, statt Rumba getanzt, wie Balacz Ekker es treffend formulierte. Dimitar Stefanin gefällt mir immer besser!
Volker Piesczek – Alexandra Scheriau müssen nicht böse oder traurig sein ob des Ausscheidens. Das Beste und wirklich spektakulär war der Auftakt. Wenn der restliche Tango nur genauso gewesen wäre… Volker Piesczek war doch sehr steif und seine Haltung dem Tango nicht sehr zuträglich. Die Musik fand ich allerdings völlig ungeeignet für dieses Tanzpaar. Auch wenn Falco in Österreich seinen eigenen Status genießt, es schön ist, wenn seine Musik bei den Dancing Stars gespielt wird – für Volker Piesczek – Alexandra Scheriau war das ein Bärendienst. Es ist so viel los in dieser Musik, dass du schon genau wissen musst, was du tust, willst du dagegen antanzen. Das konnten beide nicht, auch nicht vom Ausdruck her. Zudem war diese Mephisto-Interpretation dem Tango-Tanz nicht sehr zugetan. Mephisto kann man genauso als verschmitzt, hintertrieben, listig, sarkastisch, schlau interpretieren. Ich bin da ganz bei Dirk Heidemann, wenn der fragt, warum ein Tango grimmig oder böse sein soll? Ist er nicht.
Bei Monica Weinzettl – Florian Gschaider ging mir gestern zu viel durcheinander. Schön, dass Florian wieder mehr getanzt hat als zuletzt. Doch zu oft kam Monica Weinzettl nicht hinterher. Vielleicht liegt ja hier der Schlüssel, warum sich Florian Gschaider in den Sendungen vorher auf das eher ungewohntes Terrain der Heumacher begeben hatte. Zu diesem Tanzpaar kann ich gar nicht mehr schreiben. Schlecht war’s nicht, so richtig gut -wie man das von Florian erhofft- aber auch nicht.
Der langsame Walter. Das merke ich mir als geflügeltes Wort. Wem war das eigentlich raus gerutscht, jemanden aus der Jury oder Klaus Eberhartinger? Es geht um Walter Schachner – Lenka Pohoralek, die einen langsamen Walzer tanzten. Das Schönste an diesem Tanz waren Lenka und ihr Kleid! Wie hübsch! Sonst haben mich aber beide enttäuscht – oder ich hatte zu viel erwartet. Ich dachte wirklich, Walter Schachner könnte diesen Langsamen Walzer besser tanzen. Auch die Choreo von Lenka hat mich eher tief in den Sessel sinken lassen, als daraus hoch gerissen. Da passierte kaum etwas, da waren die Bewegungen nicht so fließend, wie man das erhofft beim Langsamen Walzer und Walter Schachners Haltung hat manchmal die Erinnerung an Retzers Rollator wach gehalten. Wo Karina Sarkissova die 9 Punkte gesehen hat, ist mir ein Rätsel. Besser als die Samba von Rosi und Otto war das. Keine Frage! Die Punkte der Jury habe ich aber eher als wohlwollende Motivation verstanden, denn als gerechte Beurteilung.
Und was war gestern mit Thomas Kraml los? Der schien mir beim Tanz mit Ana Milva Gomez gar nicht richtig da zu sein, hat irgendwie nebenher, für sich getanzt, statt mit ihr. Da hat mir Ana Milva Gomez gestern bezogen auf den Ausdruck und den Charakter des Tanzes besser gefallen, als Thomas Kraml. Vielleicht war er krank? Sah auch ein bisserl blass um die Nase aus, so von der Farbe im Gesicht meine ich. Ich hab mir da wirklich Sorgen gemacht. Oder bin ich der Einzige, der das so empfunden hat? Für Platz 2 hat es dennoch zu Recht gereicht.
Die Fotos hier im Artikel sind übrigens nicht von gestern, sondern im Verlauf der Woche entstanden…
Mein Highlight bei den Dancing Stars am 28.4.2017 waren wieder Martin Ferdiny – Maria Santner. Ich fand Jive sehr erfrischend und auch ganz geschickt in der Choreografie und der Ausführung. Die synchronen Elemente, wie die Kicks z.B., waren genauso getanzt, dass ein dynamisches Bild entstand, aber Martin Ferdiny auch noch mitkam und nicht „alt“ aussah neben seiner Partnerin. Wenn es ging, hat Maria Santner aufgedreht und dem Tanz so eine zusätzliche Dynamik verliehen. Diese Art Hebefigur in der Mitte muss ich nun zwar nicht nochmal sehen. Aber, was soll’s… Die Punktevergabe der Jury fand ich eine Spur zu optimistisch, da geht sicher noch einiges mehr im Verlauf der Dancing Stars 2017. Im Vergleich zu den anderen Wertungen gestern passt das aber gut zusammen.
Ich habe jetzt beim Schreiben gemerkt, dass ich doch mehr Kritisches angemerkt habe bei den Tanzpaaren, als mein Gesamteindruck von der Sendung gestern gleich im Anschluss war. Da war ich nämlich recht angetan von der Show insgesamt. Verstehen Sie deshalb bitte meine Anmerkungen vor dem Hintergrund einer wohlmeinenden und anerkennenden Grundhaltung gegenüber den Leistungen aller. Ich wollte nicht meckern…
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Ausgewählte Themen im Salsango-Magazin:
Eigentlich gefällt mir die Jury ganz gut, Dirk Heidemann habe ich sofort ins Herz geschlossen und auch Karina Sarkissova macht ihre Sache wesentlich besser als ich im Vorfeld erwartet hatte (und meiner Meinung nach besser als damals als Gast-Jurorin oder bei „Die große Chance“). Nur solche „Ausrutscher“ wie die 9 für Walter Schachner sollte sie sich besser verkneifen – es wäre schade, wenn durch solche Bewertungen bei engem Abstand ein Paar unverdienterweise ausscheiden würde. Allerdings frage ich mich echt, was die Jury da gesehen hat / gesehen haben will, dass die Samba von Otto so hoch (und so viel besser als die Rumba von Niki) bewertet wurde. Für mich war diese Samba ein Totalausfall und ich hatte eher mit irgendwas um die 10 oder 12 Punkte gerechnet.
Generell muss ich sagen, dass mich diese Staffel bisher nicht so vom Hocker haut. Ana Milva liefert das, was man von ihr erwarten konnte, aber auch nicht mehr. Martin tanzt sehr gut, auch wenn ich den Jive, obwohl er mir wirklich gut gefallen hat, mit 34 Punkten doch deutlich überbewertet fand. Walter steigert sich immerhin beständig. Aber von den restlichen Paaren (mit Ausnahme von Otto Retzer) hätte ich im Vorfeld doch deutlich mehr erwartet. Und insgesamt war jetzt noch nicht so ein Knaller-Tanz dabei, wo ich sage „hey, dieser Tanz war so geil, daran erinnere ich mich bestimmt noch in 3 oder 5 Jahren!“.