Danilo Campisi Interview über ihn selbst, Dancing Stars und ProAm-Tanzen

von: | aktualisiert am: 18.03.2023

Danilo Campisi hat als Profi-Tänzer bei den Dancing Stars in den letzten 2 Staffeln der ORF-Tanz-Show auf sich aufmerksam gemacht.

Danilo Campisi Interview über Dancing Stars und ProAm-Tanzen

Danilo Campisi Interview über Dancing Stars und ProAm-Tanzen – Foto: (c) Regina Courtier

Hier ein neues Interview mit Danilo Campisi, ein Einblick in seine Tätigkeit bei Dancing Stars und als Profitänzer das ganze Jahr über, über ProAm-Tanzen und -Turniere und Persönliches.

Danilo Campisi hat in besonderer Weise bei den Dancing Stars 2021 Caroline Athanasiadis und im Jahr zuvor Silvia Schneider ins Finale geführt. Zwar hatte er mit beiden Promi-Frauen die Partnerin mit der größten Erfahrung im Tanzen und vielleicht auch dem größten Tanz-Talent – das erleichert manches z.B. im Training, macht anderes aber auch schwieriger, z.B. bei der überzeugenden Präsentation gegenüber den Zusehern.

Wir hatten schon einmal ein Interview mit Danilo Campisi geführt. Das ist 5 Jahre her (Link dahin ganz unten im Abspann). Daran anschließend haben wir uns vor Beginn der Dancing Stars 2021 wieder zum Interview mit Danilo Campisi getroffen und wollen einen erweiterten Einblick in seine Entwicklung seither geben.

Das Interview mit Danilo Campisi hat wieder unser Autor Karsten Heimberger geführt:

Danilo Campisi persönlich

Danilo Campisi privat

Danilo Campisi privat – Foto: (c) Regina Courtier

Salsango: Danilo, zunächst wollen wir Dich kurz vorstellen für Leser, die Dich noch nicht so genau kennen. Unser letztes Interview hatte die Unter-Überschrift: „Ein Sizilaner in Österreich“ …

Danilo Campisi: Naja, ich wurde am 18. Februar 1988 in Rom geboren.

Salsango: In Rom? Ich dachte, Du bist Sizilianer…

Danilo Campisi: Meine Eltern haben damals in Rom gelebt. Sie kommen zwar aus Sizilien, wie Du weißt. Aber mein Papa hat damals in Rom gearbeitet und so wurde ich in Rom geboren. Als ich 3 Jahre alt war, sind wir wieder zurück nach Sizilien gezogen und ich bin da aufgewachsen bis zu meinem 19. Lebensjahr. Nach der Matura kam ich dann nach Wien…

Salsango: Darüber hatten wir das letzte Mal schon ausführlich gesprochen. 

Du hast einen Sohn?

Danilo Campisi: Ja, ich habe einen Sohn, Lorenzo! Mein Sohn ist jetzt 7 Jahre alt und hat sein erstes Volksschuljahr hinter sich – und ja: Er ist mein kleiner Schatz!

Salsango: Und Du hast einen Hund… (PS: Wir haben schon beim Gassigehen telefoniert…)

Danilo Campisi: Genau, seit Oktober des vergangenen Jahres habe ich einen Hund, die Aura. Ich habe jahrelang überlegt. Du weißt, das Reisen beim Tanzen… Aber letztes Jahr habe ich mir gedacht, ich reise nicht mehr so viel, ich bin hauptsächlich in Wien und deshalb habe ich mir diese Freude geschenkt. Die Aura hat mein Leben bereichert, das ist eine weitere, spannende und alltägliche Aufgabe.

Salsango: Du lebst in einer Partnerschaft, bist aber nicht verheiratet?

Danilo Campisi: Nein, ich bin nicht verheiratet, habe aber eine feste Partnerin.

Danilo Campisi und der Tanzsport

Danilo Campisi und der Tanzsport

Danilo Campisi und der Tanzsport – Foto: (c) Regina Courtier

Salsango: Bis 2017 warst als Profitänzer aktiv und zuvor als Amateur im Tanzsport?

Danilo Campisi: Ja, mein letztes Turnier war die Showdance-WM 2017, über die ihr ja auch berichtet habt.

Salsango: Aber Du bist dem Tanzsport treu und inzwischen „Internationaler Wertungsrichter“ .

Danilo Campisi:: Genau! Nationaler Wertungsrichter bin ich schon seit 2013. Vor 2-3 Jahren hat sich dann die Möglichkeit ergeben, die Prüfung für die WDSF abzulegen. Da habe ich derzeit eine B-Lizenz als Wertungsrichter. Das heißt, ich kann alle internationalen Turniere werten mit Ausnahme von Weltmeisterschaften, Europameisterschaften und den Grand-Slam-Turnieren der WDSF.

Das ist eine Möglichkeit, die mich auch begeistert. Nun kann ich die Tanzpaare mit anderen Augen anschauen.

Ich freue mich sehr darüber, dass ich diese Gelegenheit vom Österreichischen Tanzsportverband (ÖTSV) bekommen habe, denn da gibt es auch nur ein begrenztes Kontingent.

Salsango: Und Du bist „Staatlich geprüfter Tanzsport-Trainer“ ?!

Danilo Campisi: Richtig. Da habe ich die Ausbildung 2016 gemacht. Das war für mich ein klare Sache. Wenn ich Profitänzer bin und Tanzsport unterrichte, dann mache ich auch eine solche Ausbildung.

Im nächsten Jahr übrigens darf ich dann schon bei der Ausbildung der nächsten Tanzsport-Trainer mitwirken. Das ist für mich eine besondere Aufgabe, denn das ist neu für mich.

Salsango: Das heißt ja wirklich „Staatlich geprüfter Tanzsport-Trainer“ , ist also nicht nur innerhalb des Verbandes anerkannt, sondern eben eine staatlich anerkannte Ausbildung und ein solcher Abschluss.

Danilo Campisi: Das ist richtig. Wenn man Sport-Trainer ist, muss man gewisse Etappen verfolgen. Zuerst ist man Übungsleiter, da geht es um die ganzen Basics in Standard und Latein. Dann kommt eine zweite Stufe, der Instructor – da sollte man schon alle Figuren kennen und unterrichten können, auch Choreografien entwerfen.

Dann kommt die Trainer-Ausbildung und die ist zweigeteilt. Da gibt es einen allgemeinen Teil, den wir als Tanzsportler gemeinsam mit Sportlern aus anderen Sportarten absolvieren. Dabei geht es um z.B. Anatomie, Ernährung, Pädagogik, Trainings-Methodik, Psychologie usw.. Und nur wer diesen Teil erfolgreich absolviert hat, darf dann die spezifische Ausbildung machen. Und wenn das ebenso erfolgreich war, darf man sich „Staatlich geprüfter Tanzsport-Trainer“ nennen.

Das ist hier bei uns in Österreich ein ziemlich langer Weg. Ich habe mit Julia Burghardt (seine ehemalige Tanzpartnerin im Tanzsport – Anm. d. Red.) in 2011 angefangen als Übungsleiter und wir sind dann 2016 erst fertig geworden.

Ich muss sagen, obwohl wir als Profis natürlich auch schon unterrichtet haben, konnten wir in dieser Ausbildung noch einmal eine Menge lernen, was uns heute hilft, als Trainer noch besser zu sein.

Gerade die Grundlagen. Ich denke, Österreich ist führend in dieser Art Ausbildungsstruktur. Wenn jemand als Tänzer schon gut ist, die technischen Dinge kennt, gibt das viele neue Aspekte. Ich würde diese Ausbildung immer wieder machen.

Danilo Campisi und das ProAm-Tanzen

Danilo Campisi und das ProAm-Tanzen

Danilo Campisi und das ProAm-Tanzen – Foto: (c) Regina Courtier

Salsango: Und nun tanzt Du seit 2018 ProAm?

Danilo Campisi: Richtig, das mache ich auch noch… Wahnsinn, was ich alles mache (lacht)…

Salsango: ProAm-Tanzen ist in Österreich schon seit einiger Zeit bekannter, in Deutschland aber eine Randerscheinung. Kannst Du das mal erklären für die Leser, die nicht wissen, was ProAm ist?

Danilo Campisi: ProAm kommt ursprünglich aus Amerika. Das Wort setzt sich aus Pro für Professional und Am für Amateur zusammen. Es tanzen also ein Profitänzer und eine Amateur-Tänzerin oder umgekehrt eine Profitänzerin und ein Amateur-Tänzer zusammen, wie man das von den Dancing Stars oder Let’s dance kennt.

Der Vorteil ist, dass durch ein intensives Training sich die Amateurtänzerin oder der Amateurtänzer sehr schnell entwickeln.

Ich hatte damit ganz vorsichtig begonnen. Ausgangspunkt war eigentlich, dass einige Damen bei mir im Verein keine Tanzpartner hatten und bei mir Stunden nehmen und mit mir tanzen wollten.

Dann habe ich mich mit meinen Kollegen Claudia Kreutzer und Peter Erlbeck besprochen, die auf diesem Gebiet in Österreich schon aktiv waren. Ich dachte mir, das sei einige riesige Marktlücke, wenn man so will. In den letzten 3 Jahren hat sich mein Kreis an Kundinnen dann immer mehr erweitert.

Das ist auch für mich als Profitänzer sehr interessant und lehrreich, denn ich muss mir für jede Dame eine eigene Choreografie überlegen, die zu genau dieser Tänzerin passt. Ich muss mein Tanzen dosieren und auf das Können meiner Partnerin abstimmen, mich auf sie einstellen – alles so tarrieren, dass wir als Paar gut ausschauen.

Das war übrigens auch eine Bereicherung für mich in Richtung Dancing Stars! Ich habe so besser gelernt, eine Choreografie zu gestalten, wie ich es eben beschrieben habe. Es ist nämlich eine schwierige Aufgabe, den Amateur nicht zu überfordern, aber auch nicht zu unterfordern – sehr interessant!

Salsango: Ich kenne ProAm seit 2010-20211, glaube ich. Ich fand das für die Profis einerseits eine gute Möglichkeit nach dem aktiven Profitanzsport – zuvor hat man ja kaum Zeit für solche Sachen. Aber auch für Amateurtänzer, die in der Tanzschule alles ausgetanzt haben und für die es dann kaum eine Möglichkeit gibt, auf einem höheren Niveau weiter zu tanzen, sich weiter zu entwickeln – wenn wir den Tanzsport mal ausklammern. Da finde ich ProAm-Tanzen ideal…

Danilo Campisi: Richtig! Meine Damen treten mit ganz unterschiedlichen Ansprüchen und Zielen an mich heran. Da gibt es die, die sagen: Danilo, ich möchte mt Dir Turniere tanzen – es gibt ja ProAm-Turniere auf der ganzen Welt. Andere haben z.B. in der Jugend Tanzsport betrieben, dann kam Karriere oder Familie. Und nun wollen sie da anknüpfen und möchte einen Traum weiterleben.

Es ist eine Win-Win-Situation. Für mich ist es natürlich auch eine Möglichkeit, mit und vom Tanzen zu leben. Die Damen verrwirklichen sich einen Traum.

Ich habe darüber hinaus entdeckt, wie erfüllend es ist, einen Menschen dabei zu begleiten, Ziele, Wünsche, Träume zu verwirklichen. Ich spüre diese Dankbarkeit meiner Tanzpartnerinnen. Das hatte ich nie erwartet…

Früher dachte ich, ProAm sei eher so eine Art Taxi-Tanzen… Da habe ich mich aber komplett getäuscht. Ich sehe mich dabei wirklich als Partner der Damen. Das ist ein ganz anderes Abenteuer im Vergleich z.B. zum Taxi-Tanzen.

Salsango: Im Sommer hast Du bei „Amazing Vienna“ ein ProAm-Turnier mit gleich 8 Damen getanzt?

Danilo Campisi: Mit 9 Damen, Karsten, mit 9!

Salsango: Da hab ich in der Ergebnisliste eine übersehen…

Danilo Campisi: Offensichtlich! Ich war sogar ein wenig enttäuscht (lacht), denn ich konnte meinen Rekord nicht brechen. Bei einem ProAm-Turnier war ich sogar mit 10 Damen am Start…

Aber hier bei „Amazing Vienna“ im Sommmer in Wien war ich mit 9 Damen. Dabei auch Silvia Schneider, mit der ich im letzten Jahr erfolgreich bei Dancing Stars teilgenommen hatte.

Silvia Schneider hatte gleich im Anschluss an die Dancing Stars zu mir gesagt, sie wolle unbedingt weiter tanzen – und das war nicht nur so dahin gesagt. Wir haben tatsächlich weiter trainiert, auch wenn es schwer war im vergangenen Jahr wegen Corona.

„Amazing Vienna“ war dann für uns alle nach der langen Corona-Pause eine schöne Gelegenheit, wieder zu tanzen. Es war auch eine sehr schöne Veranstaltung!

Salsango: Ist ProAm in einem Verband organisiert?

Danilo Campisi: Nein, das ist verbandsunabhängig. Es gab zwar im Rahmen von „Amazing Vienna“ auch Profi-Turniere der WDC, aber das hatte mit den ProAm-Turnieren nichts zu tun.

Salsango: Aber in den Startlisten stand immer „ProAm Austria“ als Club. Du hattest vorhin ja schon Claudia Kreutzer und Peter Erlbeck erwähnt, ich habe auch von Christoph Holczik gelesen.

Danilo Campisi: Ja, ProAm Austria ist ein Team von Profis, kein Tanzsport-Club, aber wir kooperieren und treffen uns bei Turnieren unter einer Fahne. Vor Corona hatten wir auch gelegentliche Workshops gemeinsam, bei denen wir gemeinsam mit unseren Tanzpartnerinnen und Tanzpartnern gelernt und geübt haben.

Salsango: Ich hab mir die Ergebnislisten mit 110 Seiten angesehen! Wahnsinn… Habt ihr die Tänze wirklich alle getanzt oder sind da Ergebnisse zusammengezogen worden. Das gibt es ja manchmal z.B. bei 10 Tänzen. Da gibt es ein Standardturnier und eine Latein-Turnier und dann wird daraus auch eine 10-Tänze-Wertung ermittelt, ohne dass die 10-Tänze-Paare alles nochmal tanzen müssten…

Danilo Campisi: Bei ProAm gibt es verschiedene Ansätze. Es gibt die Einzeltänze und da gibt es für jeden Tanz eine Platzierung. Dann gibt es die Scholarships, das ist die höchste Klasse, so wie die S-Klasse bei den Amateuren, und da wird das Ergebnis über alle 5 Tänze ermittelt, wie bei normalen Turnieren auch.

Dann gab es hier das erste Mal eine Österreichische Meisterschaft, die auch über 5 Tänze ermittelt wurde. Es gibt aber auch separate 10 Tänze – Wettbewerbe.

Salsango: Das heißt, wenn ich Dich jetzt richtig verstanden habe: Jeder Tanz, der als Ergebnis auftaucht, wurde auch getanzt?

Danilo Campisi: Ja, ich habe an diesem Wochenende 150 Tänze getanzt…

Salsango: Verrückt. Ich hatte erst begonnen, mir in Vorbereitung auf dieses Interview hier alle Deine Platzierungen mit den verschiedenen Damen aufzuschreiben und dachte mir dann, das ist ja eine riesige Leistung, so viele Tänze an einem Wochenende. Ich konnte es kaum glauben…

Danilo Campisi: Ich war am Ende des 2. Tages auch schon ziemlich erschöpft…

Aber ich muss sagen, ProAm oder auch Dancing Stars geben mir als ehemaligen Profitänzer die Gelegenheit, mich aktiv zu fühlen. Insofern habe ich meine Karriere als Profitänzer nicht beendet, sondern nur die Art zu tanzen hat sich geändert. Ich habe im Dezember 2017 meine letzte WM als Profi getanzt und im Jänner 2018 habe ich ProAm begonnnen.

In Wirklichkeit habe ich nie aufgehört… Ich bin 33 Jahre alt, ich bin fit – ich finde es einfach schön, das Tanzen nachwievor genießen zu können. Ich bin natürlich auch nicht mehr der jüngste Tänzer. Aber damit geht auch eine gewisse Reife einher.

Dadurch, dass ich inzwischen einige Jahre unterrichte oder als Wertungsrichter aktiv bin, habe ich einen anderen Blick auf die Dinge und auch das Tanzen verändert sich. Das ist mir schon bewusst…

Salsango: Und wer jetzt Lust hat, ProAm zu tanzen, an wen kann der oder die sich wenden?

Danilo Campisi: Wir haben als Team ProAm Austria eine Facebook-Seite und ein Instagram-Profil, Da kann man sich melden. Auch aus dem Ausland übrigens. Ich habe z.B. eine Tänzerin aus Deutschland, die extra nach Wien kommt, um mit mir zu trainieren. Ich habe auch eine Tänzerin aus Slowenien oder aus Innsbruck – das ist nun kein Ausland, aber auch ein ganzes Stück von Wien entfernt. Wir planen auch gern mit den Tänzerinnen und Tänzern die Reise, helfen bei der Organisiation. 

Man kann sich aber auch an jeden von uns persönlich wenden.

Wir bieten immer einen kostenlosen Kennenlern-Termin an, bei dem man erste gemeinsame Ziele festlegt. Mir geht es nicht nur darum, jemanden einen Tanz beizubringen. Ich möchte gern wissen, wohin die Reise gehen soll zunächst, in welchem Umfang trainiert werden soll, mit Turnieren oder nicht usw. usf.. Dementsprechend entwerfe ich dann einen angepassten Trainingsplan…

Salsango: Die Ansprüche sind ja ganz unterschiedlich…

Danilo Campisi: Genau! Ich habe eine Dame, die tanzt zuerst, um sich körperlich fit zu halten, weil ihr Tanzen viel besser gefällt als Joggen oder Fitnessstudio. Eine andere möchte unbedingt Turniere tanzen und dabei natürlich so gut wie möglich abschneiden…

Danilo Campisi und die Dancing Stars – Mythen

Bitte bedenken Sie, dass wir das Interview vor den Dancing Stars 2021 geführt haben. Ein Bezug auf die diesjährige Tanzpartnerin Caroline Athanasiadis war da also noch nicht möglich…

Danilo Campisi - Dancing Stars - Mythen

Danilo Campisi – Dancing Stars – Mythen – Foto: (c) Regina Courtier

Salsango: Noch ein anderes Thema, Dancing Stars: Ich möchte gern mit ein paar Mythen aufräumen. Die Tänze bekommt ihr immer zugeteilt, ihr sucht Euch die nicht selbst aus?

Danilo Campisi: Genau. Ich werde auch oft gefragt, ob die Tänzer zugelost werden. Nein, wer mit wem tanzt und welcher Tanz in welcher Sendung getanzt wird, ist eine redaktionelle Entscheidung des ORF.

Es ist aber immer unglaublich, wie die Dancing-Stars-Redaktion es schafft, die Paare zusammenzustellen. Die Redaktion kennt uns als Profis genau, wie wir als Persönlichkeiten sind und dazu wählen sie passend einen Promi aus und sie schaffen es immer wieder, tolle Partnerschaften zu finden..

Mit den Tänzen ist es genauso. Wir erfahren immer erst eine Woche vor der Show, was der nächste Tanz ist und zu welcher Musik wir tanzen. Wir haben da kein Mitspracherecht, weder beim Tanz noch bei der Musik.

Nur die Choreografie machen wir dann selbst und wir können uns wegen der Requisiten mit der Produktion abstimmen. So ab Mitte der Staffel können wir uns Dinge wünschen, die wir in unseren Tanz einbauen wollen, im Intro oder auch im Verlauf des Tanzes.

Das muss natürlich im Rahmen der Möglichkeiten liegen. Wenn ich gern einen Hubschrauber im Studio hätte, ginge das wahrscheinlich nicht. Aber so etwas, wie die brennenden Liebesbriefe bei der Rumba letztes Jahr mit Silvia Schneider, so was geht dann schon.

Salsango: Die Choreografie macht aber ihr, um das einmal klarzustellen? Es gibt zwar einen Choreografen für die Show, das ist in Österreich bekannter als in Deutschland bei Let’s dance. Aber der ist vor allem für die Gruppentänze verantwortlich…

Danilo Campisi: Ich kann oder will da nur für mich sprechen. Ich habe als Tänzer meine eigenen Ideen und würde mich schwer tun, nach der Choreografie anderer zu tanzen. Es ist gut möglich, dass sich Kollegen mal Unterstützung holen. Wenn z.B. jemand Latein-Spezialist ist und nicht so große Erfahrungen in den Standardtänzen hat. Da kann man sich schon beraten und sich Hilfe holen.

Ich selbst habe auch schon um die Meinung dieser Choreografen gebeten, wenn es z.B. um bestimmte Show-Figuren geht. Da ist ein geschultes Auge von Kollegen immer gut. Man ist auch ein wenig voreingenommen bei seinen eigenen Choreografien. Da hilft es schon, wenn mal jemand von außen drauf schaut, Tipps gibt und seine Meinung sagt.

Salsango: Und wenn Du dann erfährst, was in der nächsten Woche getanzt werden soll… Wie gehst Du dann vor? Wie ist Dein kreativer Prozess?

Danilo Campisi: Ich höre mir zuerst die Musik an, ganz oft, bis ich eine Verbindung dazu gefunden habe. Wenn es einen Text gibt, schaue ich mir den auch an. Daraus entsteht dann schon oft eine Idee, eine Geschichte, die ich erzählen möchte.

Dann anlysiere ich die Musik und unterteile sie in Blöcke. Da gibt es das Intro, dann Teile, in denen die Musik aufgeht, ich entdecke die Möglichkeiten z.B. für eine Hebefigur.

Mit diesen Notizen setze ich mich dann hin und schreibe den Tanz, die Geschichte auf, die ich mir vorstelle.

Meist mache ich das zuhause im Wohnzimmer, denn ich kann schlecht schlafen, wenn ich den Tanz und die Musik schon weiß, aber noch nicht, was ich damit machen will… In der ersten Nacht bekomme ich meist nicht viel Schlaf, weil mir das nicht aus dem Kopf geht, bevor ich die Choreografie wenigstens in Grundzügen kenne.

Das geht mir so in Fleisch und Blut über: Wenn ich heute im Autoradio eine Musik höre, zu der ich mal getanzt habe, läuft vor meinem geistigen Auge immer noch die Choreografie ab, kenne ich den Tanz von damals noch ganz genau.

Im Trainingssaal bin ich dann meist gut vorbereitet, aber auch unausgeschlafen (lacht). Dann bespreche ich mit der Promi-Dame meine Ideen und die Choreografie, wie ich sie mir vorstelle. Die hat dann vielleicht auch Ideen, die sie mit einbringt.

Das hat sich geändert bei mir.

In der ersten Staffel war ich noch etwas stur, da war ich noch jünger und unerfahrener. Da war ich der Meinung, ich sei der Profi und wüsste am besten, wie es geht…

Heute habe ich gelernt, auf meine Promi-Partnerin zu hören – nicht nur bei den Ideen, die sie einbringt, sondern auch später bei einzelnen Tanzschritten, Figuren oder Bewegungen.

Manchmal fühlt sich die Dame vielleicht nicht wohl, dann versuche ich heute zu verstehen, warum das so ist, was sie stört – und suche nach einer Lösung, das dann besser und angenehmer für sie zu machen. Das ist ein großer Unterschied von meiner ersten Staffel vor 7 Jahren und heute.

Mit Silvia Schneider z.B. war das ein Austausch auf Augenhöhe. Weißt Du, wenn die Choreografie beiden gehört, dann tanzen wir auch gemeinsam und ganz anders, als wenn ich mit festgefahrenen Vorstellungen komme und meinen Kopf durchsetze.

Salsango: Übst Du dann blockweise oder erstmal deine Choreo vom Ablauf her und arbeitest dann später an den Details?

Danilo Campisi: Da kommt es wirklich darauf an, mit wem man tanzt… Es macht einen großen Unterschied, ob ich erst Basics einstudieren muss oder ob ich da schon auf vorhandenes Wissen, Können und Erfahrung aufbauen kann.

Natürlich macht man am Anfang erst einmal ein paar Grundschritte und Figuren, damit man ein Gefühl für den jeweiligen Tanz bekommt.

Sonst aber ist meine Philosophie, die Choreografie so schnell wie möglich fertig zu haben, möglichst am ersten Tag schon. Und dann immer wiederholen, wiederholen, wiederholen… Ich möchte es nicht erleben, dass meine Tanzpartnerin am Donnerstag in der Probe über den Ablauf der Choreografie nachdenken muss.

Da kommt so schon vieles hinzu: Du stehst nicht mehr im Proberaum, sondern im ORF-Ballroom, die anderen Paare schauen zu, die Musik ist laut und live, die Moderatoren – es ist eine ganz andere Atmosphäre… Dann ist es am besten, wenn die Choreo sitzt und man sich nicht noch darauf konzentrieren muss.

Karsten Heimberger: Danilo, vielen Dank für Deine Zeit! Ich wünsche Dir für die Dancing Stars 2021 alles Gute und vor allem eine gute Zeit mit Deiner neuen Tanzpartnerin!

Danilo Campisi persönlich

Danilo Campisi persönlich – Foto: (c) Regina Courtier

Noch einmal der Hinweis: Das Interview wurde vor den Dancing Stars 2021 aufgenommen und liegt als Ton-Dokument vor.

Hier der Link zu unserem ersten Interview mit Damilo Campisi: Danilo Campisi: Der Profi-Tänzer (u.a. Dancing Stars) im Interview.

Update: Und hier der Link zum neuesten Interview mit Danilo: Dancing Stars 2023: Danilo Campisi & Corinna Kamper im Interview

Noch mehr über den Profitänzer erfahren Sie unter unserem Stichwort Danilo Campisi.

Alle Artikel zur Tanz-Show im ORF finden Sie in Salsango unter dem Stichwort Dancing Stars. Dort finden Sie auch die Artikel zu den Staffeln in den vergangenen Jahren.

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