It’s showtime – Fluch und Segen der Event-Gesellschaft

von: | aktualisiert am: 16.05.2019
It's showtime - Fluch und Segen der Event-Gesellschaft

It’s showtime – Fluch und Segen der Event-Gesellschaft

In Berlin eröffnet heute die Berlinale. Die Grüne Woche ist eben erst zu Ende gegangen. Es ist noch nicht lange her, da trieb die Modebranche ihre „Sau durch’s Dorf“.

Diverse Show’s, Musicals und Theater buhlen um die Gunst der Zuschauer. Die Konzert-Saison 2012 ist für die großen und die kleinen Stars aller Genre längst eröffnet. Die Fernsehsender rüsten sich für ihre großen Shows, die noch vor dem Sommer über den Bildschirm flimmern sollen.

„Events“ allerorten. Wir leben in einer Art Höhepunkt-Gesellschaft, die manchmal zu vergessen scheint, dass ein Höhepunkt das Normal zur Bedingung hat.

Obwohl die Ausgaben für Kulturförderung insgesamt steigen und riesige Millionenbeträge für Prestige-Neubauten zur Verfügung stehen, werden kleinere staatliche Kultureinrichtungen geschlossen (siehe Petition „Für den Erhalt der kulturellen Einrichtungen in Berlin-Pankow“) und nur bei wenigen Beispielen führt das zu einer gedeihenden privaten Umnutzung.

Wie soll sich da eine prosperierende Kultur- und Kunst-Szene (weiter-)entwickeln? Dabei ist doch genau die von den Offiziellen als Magnet der Hauptstadt ausgemacht, der Neu-Berliner wie Touristen anzieht. Für die Großen oder die Events ist Geld da. Wenn vielleicht auch nicht immer genug? Doch, was sind die Großen ohne die Kleinen?

Was etwas wäre eine Bundesliga im Fußball ohne die Vereine in den Regional-, Bezirks- und Kreisligen? Und große Vereine sichern sich heute frühzeitig die Dienste junger Talente und bilden sie in eigenen Zentren aus.

Vielleicht sollten künftig die großen Galerien sich eigene Zeichen-Zirkel in den Stadtbezirken leisten? Die großen Theater eigene Schauspiel-Seminare und regionale Musik- und Tanzschulen? Solche Beispiele gibt es!

Oder: Was erzählt z.B. der Herr Zetsche (Daimler AG) gestern bei Verkündung des besten Betriebsergebnisses der Unternehmensgeschichte? Er erzählt davon, wie und dass er künftig mehr in Forschung und Entwicklung investieren will, um den Erfolg langfristig zu sichern. Und ich erlaube mir eine Verknüpfung mit Sprung zum Anfang des Artikels: Die Mode-Woche in Berlin ist die Mercedes Benz Fashion Week!

Oder: Was wurde und wird nicht geschimpft oder die Nase gerümpft über z.B. unseren Freund Dieter Bohlen samt RTL’s „Deutschland sucht den Superstar“. Aber, wenn wir mal genau hinschauen: Was hat der (oder die) nicht alles für die Talente-Sichtung im musikalischen Bereich getan? Eine Lena Meyer-Landrut z.B. hätte keinen Eurovision-Song-Contest gewonnen, hätten nicht andere die Casting-Shows soweit domestiziert, dass sogar die ARD sich darauf einlässt.

Auf der ganzen Welt tummeln sich inzwischen Stars und Sternchen in den Charts, die eben aus solchen Fernsehformaten hervor gegangen sind. Ich mag den Artikel hier nicht sprengen: Ihr würdet Euch wundern, wenn ich mit einer Aufzählung begänne. Das ist in Deutschland nicht anders. Und zwar quer durch alle Genre der Musik!

Nun sind private oder staatliche Initiativen in der Kultur- und Kunstförderung nichts Neues. Die Meisterwerke z.B. eines Leonardo da Vinci wären ohne private Gönner und staatliche Auftraggeber nicht entstanden. Auch Mozart, Bach oder Goethe standen in höchsten staatlichen Diensten…

Es braucht also die Förderung von Kunst und Kultur – Hand in Hand die staatliche, wie die private. Und wie jede Forschung und Entwicklung muss die einerseits kontinuierlich erfolgen, andererseits darf sie nicht einseitig auf den Höhepunkt ausgerichtet sein. Der Höhepunkt ergibt sich erst aus der Vielzahl des Normalen!

Stars werden nicht auf der Open-Air-Bühne geboren oder im weiten Rund der XY-Arena!

Andererseits sollten wir vorsichtig damit sein, etwa einen „schlechten Geschmack“ zu geißeln oder uns über die Masse erheben zu wollen. Auch die Behauptung, dass früher alles besser gewesen sei, ist so alt wie die Menschheit. Alles hat seine Zeit!

Wer also demnächst z.B. bei „Let’s dance“ oder den „Dancing Stars“ vor dem Fernseher sitzt, sollte schnell einen Tanzkurs buchen und dabei nicht den Preis dafür als alleiniges Kriterium wählen. Oder Ihr geht in die örtlichen Tanz-Vereine und unterstützt ein ambitioniertes Tanzpaar im Tanzsport, fördert den Nachwuchs oder besucht mal eines der zahlreichen Tanz-Turniere. Ohne die tägliche Arbeit der vielen Aktivisten dort, wären die großen Events nicht denkbar!

Quellenangabe:

Das Foto oben stammt von Rainer Sturm / pixelio.de. Alles Rechte liegen dort.

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